05. Oktober 2021 – Nicklas Kraemer
Er ist Meeresbiologe, Forschungstaucher und Umweltschützer. Robert Marc Lehmann setzt sich für die Zukunft unseres Planeten ein und begibt sich auf die Spuren des Wassers. Im Interview spricht er über die Gefahren für unser Trinkwasser.
Wasser bestimmt unser Leben. Wir Menschen bestehen zum Großteil daraus. Und obwohl es Wasser im Meer gibt wie Sand am Meer, wird die Ressource Trinkwasser immer knapper. Daher lohnt es sich nicht nur, Wasser zu sparen, sondern auch tiefer in die Materie einzutauchen.
Genau das tut Robert Marc Lehmann. Der Meeresbiologe und Umweltschützer arbeitet klassischerweise mit Salzwasser. In seiner aktuellen Reportage begibt er sich aber auf die Spuren des Süßwassers in Deutschland. Im Interview spricht Robert Marc Lehmann über die besondere Trinkwasserqualität in Deutschland und darüber, wie Gewässer unbemerkt verunreinigt werden.
Robert Marc, was ist besser: Mineralwasser oder Leitungswasser?
Robert Marc Lehmann: Das Wasser aus dem Hahn ist total gut. Das kannst du in Deutschland völlig in Ordnung trinken. Und das Geile ist ja: Es wird ja stündlich geprüft. Egal, was du damit tust, du kannst dir sicher sein, dass das Wasser, das aus deinem Hahn von deinem Wasserversorger kommt, in Ordnung ist. Es gibt auch Ausnahmen: Bedingt nach Bauart, Altbau, Rohren und so weiter. Da gibt es natürlich auch regionale Unterschiede. Aber grundsätzlich kannst du Wasser aus dem Hahn in den meisten Regionen in Deutschland wunderbar trinken.
Am 5. Oktober ist Deine Doku auf Vox zu sehen...
Robert Marc Lehmann: Das war eine spannende Geschichte, weil man sich ja nie Gedanken macht, wo das Wasser herkommt. Und das Krasse ist: Ich bin ja auf Expeditionen weltweit unterwegs. Dass du den Hahn gedankenlos aufdrehst und das Wasser einfach trinkst und zum Zähneputzen benutzt und beim Duschen den Mund aufmachst, mache ich nur in Deutschland. Im Rahmen so einer Doku fällt das sehr stark auf, weil ich in jedem anderen Land versuche, das Wasser nicht in meinen Mund zu kriegen. Das endet sonst mit ein bisschen Pech im Krankenhaus.
Gibt es ein Erlebnis mit Wasser, das dich besonders beeindruckt hat?
Robert Marc Lehmann: Ich habe einmal mit einem indigenen Stamm im Amazonas gelebt. Da habe ich live vor Ort miterlebt, dass die Leben deiner Kinder an der Wasserqualität hängen. Also wie sehr deine Kinder durch verschmutztes Wasser Diarrhö haben und dass du im Dschungel keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hast. Es gibt einfach keine Möglichkeit. Du kannst kein sauberes Wasser trinken.
Ich war auch mit Spezialkräften der Bundeswehr in Belize bei der Dschungelkampfausbildung. Da mussten wir Wasser aus einem Fluss trinken. Am Ende landete die Hälfte - inklusive mir - mit einer Infektion durch einzellige Organismen, Giardien, im Krankhaus. Das mitzuerleben, dass Menschen das vor Ort gar nicht anders machen können - das erzeugt schon eine Emotion. Wenn man dann so einen anderen kleinen Einblick hat, wird man schon einmal kurz demütig als Deutscher.
Was heißt eigentlich Wasser verbrauchen? Wasser wird ja nicht weniger...
Robert Marc Lehmann: Jein. Wenn man sich mal mit der Komplexität des Wassers beschäftigt, wie das eigentlich auf die Erde gekommen ist - das ist bisher ungeklärt. Ob es von einem Asteroiden gekommen ist, wie es entstanden ist... Die Frage ist nur: Wie gut und benutzbar bleibt unser Wasser? Das ist der entscheidende Faktor. Wasser wird auf der Erde nicht weniger. Klar, es verdunstet was. Es geht was in die Atmosphäre. Es geht was in den Ozean, in die Flüsse und so weiter. Es kommt über Regenkreisläufe auch zurück. Es ist ein ständiger Kreislauf. Die interessante Frage ist: Das wenige Trinkwasser, das es auf der Erde gibt, das wird weniger - also das benutzbare Wasser. Und darauf sollten wir gut aufpassen.
Wie kann die Lösung aussehen?
Robert Marc Lehmann: Man muss sich auch Gedanken machen: Was spülst du denn den ganzen Tag so runter? Alle Produkte, die man so verwendet von Geschirrspültabs bis zur Spüllotion über die Bodylotion bis zum Shampoo verschwinden im Ausguss. Was sie dann machen, ist so ein bisschen die Frage: Wird das irgendwo herausgefiltert? Passiert damit etwas? Da könnte man auch sagen: Beim nächsten Wochenendeinkauf kaufe ich mal Produkte, die der Umwelt nicht schaden.
Zigarettenstummel liegen im Sand am Strand der Bucht Cala Estancia. Seit 17.07.2019 gilt hier ein Rauchverbot, Foto: picture alliance/dpa