16. März 2022 – Lea Biskup

Ukraine-Konflikt

Sollte ich Kaspersky jetzt deinstallieren?

Aktuell warnt das BSI davor, die Viren-Schutzsoftware des russischen Software-Herstellers Kaspersky auf Computern und Laptops zu nutzen. Wie sollen Verbraucher auf diese Warnung reagieren? Und welche Alternativen gibt es? Jürgen Schmidt, Leiter von Heise Security gibt Tipps.

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Das BSI warnt vor Kaspersky-Virenschutz., Foto: picture alliance/dpa/dpa-tmn

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt in einer aktuellen Pressemitteilung davor, die Viren-Schutzsoftware des russischen Software-Herstellers Kaspersky zu verwenden. Diese Warnung gelte für alle Betriebssysteme. Der Grund: Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Russland und aufgrund der aktuellen Situation in Hinblick auf den Ukraine-Konflikt und die von Russland ausgesprochenen Drohungen gegen die EU, die NATO und die Bundesrepublik Deutschland "kann aktuell nicht ausgeschlossen werden, dass das Unternehmen gegen seinen Willen gezwungen wird, Systeme anzugreifen oder vertrauliche Daten weiterzugeben", wie das BSI schreibt.

"Das Risiko ist nicht von der Hand zu weisen"

Sollten Nutzer, die die Viren-Schutzsoftware von Kaspersky installiert haben, diese jetzt also deinstallieren? "Ich würde ganz klar empfehlen, das Programm zu entfernen. Das Risiko, dass das BSI hier skizziert, ist real und nicht von der Hand zu weisen. Das Szenario, dass da etwas passieren könnte - und ich sage nicht, dass es tatsächlich passiert - aber dass es sein könnte, dass diese Gefahr da ist, das ist real. Und das sollte man in seinen Überlegungen berücksichtigen", erklärt Jürgen Schmidt, Leiter von Heise Security, im Antenne Niedersachsen-Interview. "Ich will Kaspersky hier keineswegs an den Pranger stellen, sondern sehe sie als zwischen die Fronten geraten und die Grundlage für meine Warnung und Empfehlung ist die, dass Kaspersky trotz ihrer Anstrengung missbraucht werden kann." So sei es laut Schmidt möglich, dass die Software von Kaspersky gegen den Willen der Mitarbeiter oder auch heimlich in Putins Plan eingesetzt werden könne. "Russland führt einen Angriffskrieg und wir unterstützen die Gegenseite unter anderem mit Waffen und wären damit aus der Sicht von Russland ein legitimes Ziel z.B. von Cyberangriffen", erläutert Schmidt.

Viren-Schutzsoftware deinstallieren - und was dann?

Wenn ihr das Kaspersky-Programm von eurem Rechner entfernen wollt, reicht es im Wesentlichen aus, die Viren-Schutzsoftware einfach zu deinstallieren. Daraufhin sollte der Windows Defender, der eingebaute Windows-Anti-Virenschutz, von sich aus wieder aktiv werden. Dieser Virenschutz ist standardmäßig bei allen Windows-Geräten verfügbar. Sicherheitshalber solltet ihr aber nochmals einen Kontrollblick auf die Windows Sicherheitseinstellungen werfen, ob der Defender wieder aktiv ist.

"Meine Empfehlung an meine Bekannten ist typischerweise: 'Nehmt den Windows Defender.' Der ist in dieser Hinsicht durchaus brauchbar und hat in den letzten Jahren bei Tests gute Ergebnisse gezeigt und ist als Virenschutz eigentlich ausreichend. Da hat Microsoft deutlich dran gearbeitet", so Schmidt. Wer auf kostenpflichtige Viren-Schutzsoftware zurückgreifen möchte, dem rät der Experte auf europäische Anbieter abseits von Russland zu setzen.

Nicht nur auf Virenschutz setzen, sondern auch auf Passwort-Sicherheit

Eine größere Schwachstelle für Cyberangriffe sieht Schmidt jedoch bei der Passwortsicherheit von Nutzern als in Viren. "Wenn man etwas Gutes für die Sicherheit tun will, sollte man sich über Dinge wie Passwort-Safes, seine eigene Passwort-Policy und wie man mit Passwörtern umgeht Gedanken machen", erklärt der Leiter von Heise Security. "In dem man dafür sorgt, dass die Passwörter sicher sind, kann man ein deutliches Plus an Sicherheit erreichen als durch einen noch etwas besseren Antivirenschutz", erklärt Schmidt.

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