14. September 2021 – Dominic Schmidt

Woher kommen unsere Lebensmittel?

Das bedeuten regionale Labels im Supermarkt

Nachhaltig und regional einzukaufen liegt voll im Trend. Wofür die regionalen Labels der einzelnen Supermarktketten stehen, erfahrt ihr hier.

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Foto: VRD - stock.adobe.com

Regional anmutende Labels wie "Gutes aus der Region", "Ein gutes Stück Heimat" und viele weitere sind mittlerweile immer häufiger auf Produkten in Supermärkten zu finden und spielen darauf an, dass es sich bei diesem Produkt um eine regional hergestellte Ware handelt. Dabei gibt es zwei Probleme: Erstens hat jede Supermarktkette ihr eigenes Label für diese Produkte; hier den Überblick zu behalten ist schwer. Zweitens kann jede Supermarktkette die Kriterien für ihr "Regional"-Label selbst definieren.

Was bedeutet bei Lebensmitteln "regional"?

"Der Begriff 'Region' ist gesetzlich nicht definiert und wird unterschiedlich verwendet. Ein regionales Produkt sollte daher 'aus der Region für die Region' sein. Dann wird es innerhalb einer abgegrenzten Region erzeugt, verarbeitet und vermarktet", wie die Verbraucherzentrale zu diesem Thema schreibt. Da die Begriffe "Region" oder "regional" aber nicht gesetzlich geschützt sind, kann jeder mit ihnen werben, ohne dass wir als Verbraucher genau wissen, was dahinter steht. So ist es möglich, dass Produkte mit der Aussage "Aus der Region" gekennzeichnet werden dürfen, wenn sie z.B. in der Region des Supermarktes abgepackt wurden, obwohl sie aus einem ganz anderen Land stammen, erklärt die Verbraucherzentrale Niedersachsen im Antenne Niedersachsen-Interview.

Ebenfalls gibt es keine bundes- oder EU-weite gesetzliche Regelung für verbindliche Standards bei der Herstellung, um Produkte als regional kennzeichnen zu dürfen. Dementsprechend gibt es deutschlandweit keine einheitliche und verpflichtende Kennzeichnung für regionale Produkte.

Stattdessen haben viele Supermarktketten ihre eigenen Labels für "regionale" Produkte entwickelt, die sie selbst vergeben. Gleichzeitig definieren sie auch die Richtlinien, die die Produkte erfüllen müssen, um das hauseigene Regional-Label zu erhalten. Die Definition des Begriffs "regional" unterscheidet sich dadurch von Supermarkt zu Supermarkt, teilweise sogar von Bundesland zu Bundesland. Die Bedeutung der Labels und ihre Aussagekraft variieren deshalb stark. Hier findet ihr eine Liste der bekanntesten Supermarktlabels in Niedersachsen.

Kennzeichnungen im Supermarkt in Niedersachsen

  • Aldi Nord: Label "EINFACH REGIONAL": Dieses Label kennzeichnet Produkte, deren gesamte Lieferkette innerhalb des angegebenen Gebietes liegt, vom Anbau bis zur Verpackung. Allerdings müssen bei verarbeiteten Produkten nur 51 Prozent der Zutaten aus der auf dem Label angegebenen Region stammen. Zusätzlich wird das Bundesland des Herstellungsortes unter das Label geschrieben. Bei der Region wird nicht nur zwischen Bundesländern unterschieden, sondern auch zwischen Natur- und Kulturräumen, wie z. B. dem Harz.
  • Combi & Famila: Label "Gutes aus der Region": Dieses Label kennzeichnet bei Combi und Famila eine garantierte regionale Herstellung im selben Vertriebsgebiet. Nur Produkte die dort angebaut, erzeugt oder verarbeitet werden, erhalten dieses Label, wie die Pressestelle der J. Bünting Beteiligungs AG auf Antenne Niedersachsen-Anfrage für die Märkte Combi und Famila mitteilte. Allerdings gibt es keine Angabe zu wie viel Prozent ein Produkt aus der jeweiligen Region stammen muss. Bei Famila gibt es zusätzlich ein eigenes Regal für regionale Produkte. Die Produkte müssen in der "Nähe" des Marktes angebaut, produziert oder veredelt werden.
  • EDEKA: Label "EDEKA Heimatliebe": Das Label von EDEKA kennzeichnet Produkte von lokalen Bauern aus der Nähe des entsprechenden Marktes. Die Richtlinien für das Label legt EDEKA offen dar: Der Anbau der Lebensmittel muss im selben Bundesland oder der selben Region stattfinden, es gibt regelmäßige Qualitätskontrollen von EDEKA und es findet eine enge Zusammenarbeit mit den Herstellern statt. Zusätzlich wird ein QR-Code auf den Produkten abgedruckt, der beim Einscannen mit dem Smartphone weitere Informationen zum Herstellungsort und Transportweg aufzeigt.
  • EDEKA: Label "Bestes aus unserer Region": Dieses Label von EDEKA kennzeichnet ebenfalls Produkte und saisonale Erzeugnisse von Lieferanten, die in einem Umkreis von rund 30 Kilometern vom Markt ihren Standort haben, wie eine Unternehmenssprecherin von EDEKA Minden-Hannover auf Antenne Niedersachsen-Anfrage mitteilte. Diese Produkte erhalten einen 30 Kilometer "Regio-Stempel".
  • Globus: Label "Gutes von hier": Mit diesem Label werden bei Globus Produkte gekennzeichnet, die im Umkreis von 40 Kilometern zum jeweiligen Markt hergestellt worden sind. Zusätzlich wurde dieses Jahr die Eigenmarke "Globus Regional" eingeführt, bei der die Zutaten für die Produkte zu 70 Prozent aus der Region stammen, wie Globus auf Antenne Niedersachsen-Anfrage mitteilte. Eine Angabe, wo die Zutaten für das Label "Gutes von hier" herkommen, hat Globus nicht gemacht.
  • HIT: Label "ICH BIN VON HIER": Das Label kennzeichnet Obst und Gemüse, welches von Herstellern in der Region angebaut und geliefert worden ist. Andere Lebensmittel werden bisher nicht mit dem Label gekennzeichnet. Die Richtlinien für die Vergabe des Labels legt HIT nicht offen.
  • Kaufland: Label "Regio Herz": Das Label kennzeichnet die Produkte bei Kaufland, die im selben Bundesland hergestellt werden, in dem sie auch verkauft werden. Ausgewählte Produkte werden sogar in einem Umkreis von maximal 30 Kilometern hergestellt und zusätzlich mit dem Produktionsstandort auf der Verpackung gekennzeichnet. Eine Angabe zum prozentualen Anteil der regionalen Zutaten in verarbeiteten Produkten gibt es von Kaufland nicht.
  • Lidl: Label "Ein gutes Stück Heimat": Produkte mit diesem Label werden bundesweit vertrieben und nicht nur in der Region der Herstellung. Als regional gelten Produkte, die als regionale Spezialitäten erkannt werden oder deren Hauptzutat aus einer bestimmten deutschen Region stammt. Ein eigenes Label für regionale Produkte aus Niedersachsen hat Lidl nicht.
  • Netto: "Markttag": Hierbei handelt es sich um die hauseigene Marke von Netto, die regionales Obst und Gemüse kennzeichnet. Auf dem Produkt ist ein QR-Code abgedruckt, welcher gescannt werden kann und die Herkunft bis zum Hersteller zurückverfolgt.
  • Penny: Bei Penny gibt es momentan kein eigenes Label für regionale Produkte. Stattdessen setzt der Discounter auf Produkte mit dem Label "Regionalfenster". Eine entsprechende Erklärung dieses Labels findet ihr weiter unten im Text.
  • Real: Label "Gutes aus der Heimat": Bei diesem Label wird die genaue Region des Produktes benannt und ihr könnt nachvollziehen, ob es aus eurer Region kommt. Die Richtlinien dafür legt Real jedoch nicht offen.
  • REWE: Label "Aus deiner Region": Dieses Label kennzeichnet Produkte bei REWE, die direkt von kleinen Lieferanten aus einem Umkreis von 50 Kilometern geliefert werden, aber auch Produkte der Eigenmarke "REWE regional". Der Begriff "regional" bezieht sich für REWE auf ein Bundesland oder eine topografische Region, aus der die Rohware stammen und die Produktion des Produktes stattfinden muss. Bei zusammengesetzten Produkten müssen die Haupt- und namensgebenden Zutaten aus der Region stammen, teilte die Unternehmenskommunikation von REWE auf Antenne Niedersachsen-Anfrage mit. Der Produktionsort wird auf der Verpackung mit angegeben.
  • tegut: Label "Sonnen-Symbol": Die regionalen Produkte von tegut werden mit einem Sonnen-Symbol und einem "Regional"-Schriftzug darunter gekennzeichnet. Die Supermarktkette kennzeichnet nicht nur Obst und Gemüse als regional, sondern auch andere Lebensmittel. Das Produkt muss im jeweiligen Bundesland hergestellt werden und die Hauptzutat zu 100 Prozent von dort stammen. Außerdem muss das Produkt zu mehr als der Hälfte aus der Hauptzutat bestehen oder weitere Zutaten aus der definierten Region beinhalten, teilte tegut auf Antenne Niedersachsen-Anfrage mit.

Regionalfenster - Deutschlandweite Kennzeichnung

Seit 2014 ist in deutschen Supermärkten auch immer häufiger das blaue "Regionalfenster" zu finden. Dieses Label wird vom gleichnamigen Verein "Regionalfenster e. V." vergeben. Dort können Hersteller ihre Produkte registrieren lassen, wenn diese in einer Region in Deutschland produziert wurden. Im Gegenzug erhalten sie das Regionalfenster-Label, auf dem der Herstellungsort oder die Distanz des Herstellungsortes zum Supermarkt abgedruckt sind. Außerdem könnt ihr auf dem Label den Anteil regionaler Zutaten sehen. Somit könnt ihr als Kunde nachvollziehen, wo das Produkt herkommt.

Da das Label bundesweit vergeben wird, heißt es nicht zwingend, dass Produkte, die in eurem Supermarkt dieses Label tragen, auch aus eurer Region stammen. Hier lohnt sich immer ein Blick auf den Herstellungsort schauen. Die Einhaltung der Angaben und Richtlinien des Labels wird einmal im Jahr von einem unabhängigen zertifizierten Kontrollinstitut überprüft.

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Das Logo "Regionalfenster" ist in einer Küche auf einer Packung mit Äpfeln zu sehen. Das blaue Logo zeigt, woher die wichtigsten Zutaten stammen und wo sie verarbeitet wurden, Foto: picture alliance/dpa

Was solltet ihr beachten?

Wenn ihr regionale Produkte einkaufen möchtet, solltet ihr folgende Dinge im Blick haben:

  • "Regional" bedeutet auch gleichzeitig "saisonal"
  • Orientiert euch an den Labels.
  • Achtet zusätzlich darauf, ob der genaue Herstellungsort auf der Verpackung angeben ist.
  • Ein Produkt, das als "regional" gekennzeichnet ist, muss nicht zwingend aus eurer Region kommen, sondern kann auch aus anderen Teilen eures Bundeslandes oder Deutschlands stammen.
  • Auf dem Markt bzw. an Marktständen könnt ihr das Personal vor Ort nach der Herkunft der Produkte fragen.
  • Ihr könnt auch direkt bei Hofläden und somit direkt bei den Herstellern einkaufen. Beispielsweise hat die Region Hannover extra mehrere Hoflädenrouten konzipiert, die das regionale Einkaufen mit dem Fahrrad erleichtern sollen.

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Antenne Niedersachsen/Lina Zougari
Wir sind eine Hofladenroute abgefahren

Von Hof zu Hof

Die Hofladenroute bei Burgwedel und Isernhagen ist eine tolle Ausflugsstrecke, bei der ihr die Natur erkunden und gleichzeitig bei verschiedenen Hofläden entlang der Route einkaufen könnt.

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