12. Oktober 2020 – Maximilian Wilsmann (deaktiviert)
Der Einsatz von Heizpilzen wird kontrovers diskutiert. Gerade während der Corona-Pandemie könnten sie Gastronomen helfen, doch ihr hoher CO2-Ausstoß macht sie zu Klimasündern. Trotzdem sind sie in vielen Städten Niedersachsens erlaubt.
Heizpilze stoßen viel CO2 aus. Über eine Wintersaison kann ein Heizpilz so viel CO2 ausstoßen, wie ein Kleinwagen in einem ganzen Jahr, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). In Hannover ist der öffentliche Einsatz von Heizpilzen deshalb bereits seit 2008 verboten. Doch gerade während der Corona-Pandemie könnten die Heizpilze den Gastronomen helfen, den fehlenden Umsatz aus der ersten Jahreshälfte etwas auszugleichen. Deshalb fordert der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) das Verbot für diesen Winter auszusetzen.
So könnten die Heizpilze helfen
Stellen die Gastronomen Heizpilze im Außenbereich ihrer Gaststätten auf, könnte sich das in diesem Jahr doppelt positiv auf die Besucher auswirken: Zum einen könnten Gastronomen grundsätzlich mehr Gäste empfangen als in den Wintern zuvor, da sie sowohl Sitzflächen im Innenbereich, als auch im Außenbereich anbieten können. Zum anderen ist das Infektionsrisiko im Außenbereich aufgrund der frischen Luft geringer.
Aber nicht überall ist die Nutzung von Heizpilzen erlaubt. In einigen Städten in Niedersachsen verhindern Brandschutzvorgaben den Einsatz, aber in manchen Städten sind sie auch aufgrund ihrer Klimaschädlichkeit verboten. Antenne Niedersachsen hat bei den 20 größten Städten aus Niedersachsen nachgefragt, ob Heizpilze in der Öffentlichkeit erlaubt sind. Hier ist die Übersicht:
- Braunschweig: Hier besteht zwar kein Verbot für die Nutzung von Heizpilzen, aber die Stadt empfiehlt wenn überhaupt, elektrische Heizstrahler einzusetzen.
- Celle: Heizpilze dürfen in der Öffentlichkeit genutzt werden, in den meisten Teilen der Altstadt sind sie allerdings aus Brandschutzgründen verboten. Die Gastronomen dürfen aber auf strombetriebene Geräte zurückgreifen.
- Delmenhorst: Heizpilze dürfen verwendet werden.
- Garbsen: Heizpilze dürfen in der Öffentlichkeit benutzt werden.
- Goslar: Die Nutzung von Heizpilzen in der Öffentlichkeit ist verboten. Allerdings denkt die Stadt darüber nach, das Verbot für diesen Winter auszusetzen, um den Gastronomen unter die Arme zu greifen.
- Göttingen: Die Nutzung von Heizpilzen ist zwar nicht verboten, sie wird allerdings aus Klimaschutzgründen kritisch gesehen, so die Stadt.
- Hameln: Grundsätzlich ist die Benutzung von Heizpilzen in der Öffentlichkeit erlaubt, in der Altstadt sind sie allerdings aus Brandschutzgründen verboten.
- Hannover: Gasheizpilze sind auf öffentlichen Plätzen verboten. Als Kompromiss wird die Nutzung von Elektroheizern momentan erlaubt, um den Wünschen der Gastronomie in der schwierigen Lage entgegen zu kommen.
- Hildesheim: Heizpilze und offenes Feuer sind auf öffentlichen Flächen verboten. Allerdings macht die Stadt für diese Wintersaison eine Ausnahme um den Gastronomen eine längere Außensaison zu ermöglichen, sofern das unter Brandschutzaspekten möglich ist.
- Langenhagen: Die Nutzung von Heizpilzen auf öffentlichen Plätzen ist nicht erlaubt. Ein Antrag, um die Regelung für diesen Winter auszusetzen, liegt bisher nicht vor.
- Lingen: Die Verwendung von Heizpilzen in der Öffentlichkeit ist erlaubt.
- Lüneburg: Der Betrieb von Heizpilzen auf öffentlichen Flächen ist untersagt. Allerdings wird diskutiert, ob die Nutzung für diesen Winter erlaubt werden soll um den Gastronomen eine längere Außensaison zu ermöglichen.
- Nordhorn: Auch hier ist die Benutzung in der Öffentlichkeit erlaubt.
- Oldenburg: Heizpilze in der Öffentlichkeit zu nutzen ist erlaubt, ein Verbot ist anhand der aktuellen Situation auch nicht geplant.
- Osnabrück: Die Verwendung von Heizpilzen ist Gastronomen gestattet, sie dürfen ihre Außensaison so verlängern.
- Peine: Die Benutzung von Heizpilzen in der Öffentlichkeit ist erlaubt.
- Salzgitter: Heizpilze dürfen in der Öffentlichkeit verwendet werden.
- Wilhelmshaven: Die Benutzung von Heizpilzen in der Öffentlichkeit ist erlaubt.
- Wolfenbüttel: Das Betreiben von Heizpilzen ist auch auf öffentlichen Plätzen erlaubt.
- Wolfsburg: Heizpilze dürfen verwendet werden.
Die meisten Städte in Niedersachsen erlauben die Nutzung also. Falls eure Stadt in unserer Liste nicht dabei ist, fragt am besten bei eurer Stadt oder Kommune nach, um sicher zu gehen, ob ihr als Gastronom Heizpilze nutzen dürft, sofern ihr das plant.
Warum sind Heizpilze in einigen Städten verboten?
Aus Umweltschutzgründen sind Heizpilze in einigen Städten bereits verboten. So dürfen beispielsweise in Hannover oder Lüneburg keine Heizpilze auf öffentlichem Boden betrieben werden. Der hohe Ausstoß von Kohlendioxid macht sie zu Klimasündern. Zu unterscheiden ist zwischen Gas- und Elektropilzen. Die Gaspilze haben einen höheren Energieverbrauch, sind aber mobil einsetzbar und bringen mehr Leistung. Die Elektropilze sind dagegen an eine Stromquelle gebunden und leisten weniger, verbrauchen aber nicht so viel Energie. Die CO2-Bilanz beider Modelle ist trotzdem ähnlich, da bei den Elektropilzen trotz der geringeren Leistung die notwendige Stromerzeugung berücksichtigt werden muss.
Doch trotz der negativen Klimabilanz gibt es auch Stimmen aus der Politik, die den Einsatz von Heizpilzen in diesem Winter dulden. So sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter, dass der grundsätzliche Betrieb von Heizpilzen zwar abgelehnt werde, in diesem Winter könne man aber die Verbote im Sinne des Gesundheitsschutzes aussetzen, so die Tagesschau. Trotzdem wären Alternativen wie Überdachungen oder Decken wünschenswert. Auch der tourismuspolitische Sprecher der FDP, Marcel Kling, hält die Heizpilze umweltpolitisch für problematisch, würde einen Einsatz im "Ausnahmejahr 2020" aber zulassen.
Kritischer sehen das verschiedene Umweltverbände. Gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP nannte die BUND-Energieexpertin Irmela Colaço die Heizpilze eine "Klimasauerei". Lisa Göldner, eine Sprecherin von Greenpeace, verglich den Einsatz von Heizpilzen gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) damit, mit Tauchsiedern die Badesaison in der Nord- und Ostsee verlängern zu wollen.
Darf ich Heizpilze privat nutzen?
Für den privaten Gebrauch von Heizpilzen gibt es kein Verbot. Die Beschränkungen und Verbote, die in einigen Städten Deutschlands gelten, gelten lediglich für den öffentlichen Raum, also beispielsweise Gaststätten. Trotzdem ist die Nutzung von Heizpilzen bei euch genauso klimaschädlich, wie in der Gastronomie. Vielleicht kuschelt ihr euch besser in eine Decke, wenn ihr draußen sitzt.