22. Juni 2023 – Jana Niebuhr (deaktiviert)

Achtung vor Raupenhaaren!

Eichenprozessionsspinner

Vielleicht habt ihr vom diesem kleinen gefährlichen Tierchen schonmal gehört, oder eher von seinen Haaren: Der Eichenprozessionsspinner sorgt jedes Jahr wieder für Aufsehen. Aber wann genau solltet ihr aufpassen? Was ist das eigentlich für ein Tier und was kann man gegen ihn tun?

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Foto: picture alliance/dpa

Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist eine Raupe oder ein Falter, je nach dem, wann ihr das Insekt seht. Der Lebenszyklus des Eichenprozessionsspinners beginnt, sobald ein Falterweibchen ihre Eier auf einem Eichenast ablegt. Rund 150 Stück, angeordnet in Reihen auf den obersten Ästen. Das passiert meist irgendwann im August. Die vielen Eier bleiben den gesamten Winter über auf den Bäumen liegen, bis die Raupen Anfang April oder Anfang Mai, je nach Temperatur, langsam zu schlüpfen beginnen. Die Raupen durchlaufen fünf oder sechs Larvenstadien. Jedes Stadium dauert ungefähr zehn Tage. Ende Juni verpuppen sich die Raupen und nach drei bis sechs Wochen schlüpfen im August die Falter.

Warum wird vor Eichenprozessionsspinnern gewarnt?

Die berüchtigten Härchen bilden sich bei den Raupen im dritten Larvenstadium. Dieses Stadium kann bereits Ende April/Anfang Mai erreicht werden. Und von da an sind die Tiere für uns gefährlich. Die Härchen sind dazu da, um Feinde abzuwehren. Davon hat der EPS auch relativ viele, die meisten allerdings erst, wenn er zum Falter geworden ist. Für die Raupen sind, aufgrund ihrer Härchen, nur wenige Vögel, Käfer und Parasiten gefährlich; die Haare scheinen also zu funktionieren.

Was für die Raupen gut ist, ist für uns leider schlecht: Die kleinen dünnen Härchen können bei uns Juckreiz, Bläschen und Ausschläge auslösen. In wenigen Fällen können sogar Atemwegsbeschwerden auftreten. Das Risiko für uns Menschen besteht allerdings auch noch, wenn sich die Raupen bereits verpuppt haben. Denn in den Nestern, in denen die Verpuppung stattfindet, liegen viele lose EPS-Haare herum, die weiterhin umherfliegen und somit für uns gefährlich werden können.

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Foto: picture alliance/dpa

Seit rund 20 Jahren hat sich die Population des Insekts deutlich vergrößert. Das liegt am Klimawandel, wie so vieles heutzutage. Die Winter sind zu mild, die Sommer zu warm und es regnet weniger. Für die Raupe sind das die perfekten Wetterbedingungen, um sich weiter auszubreiten. Insbesondere in Mitteldeutschland wächst die Anzahl der Insekten. In Niedersachsen ist vor allem der Nordosten betroffen.

Was kann man gegen die Insekten tun?

Es gibt bereits einige Maßnahmen, die getroffen werden können, um Gegenden von der Raupe und ihren Nestern zu befreien. Dazu gehört zum einen eine vorbeugende Behandlung der Gebiete durch das Spritzen von sogenannten Populationshemmern. Dieser Prozess zielt auf die ersten drei Entwicklungsstufen der Raupen ab. Zu späteren Zeitpunkten wird es Zeit für eine akute Bekämpfung und es werden Absaugverfahren eingeleitet. Dabei werden die Raupen, ihre Nester und Haare eingesaugt. Im Landkreis Lüneburg ist man vom Einsatz von Nematoden - kleinen Fadenwürmern - überzeugt. Sie werden auf die Baumkronen aufgetragen und wirken speziell gegen die Tiere.

Bis dahin gilt: Aufpassen! In vielen Orten, in denen der EPS besonders verbreitet ist, hängen Warnschilder. Wenn ihr an diesen Orten vorsichtig seid, könnt ihr Ausschläge und Ähnliches gut vermeiden. Wenn ihr allerdings schon in Kontakt mit Raupe oder Nest gekommen seid, gibt es einige Schutzmaßnahmen, die im Nachhinein angewendet werden können. Zunächst solltet ihr eure Kleidung wechseln, am besten schon draußen, damit ihr die Härchen nicht noch mit in die Wohnung nehmt. Anschließend solltet ihre eure Kleidung bei 60 Grad waschen. Auch die Schuhe sollten mit Wasser abgespült werden. Außerdem solltet ihr Körper und Haare waschen und euch die Augen mit Wasser ausspülen. Wenn die Haare auch in oder auf eurem Auto sind, solltet ihr dieses ebenso waschen und aussaugen.

Sobald Hautreaktionen auftauchen, solltet ihr euren Hausarzt aufsuchen, bei Atemnot sofort den Rettungsdienst alarmieren. Auch solltet ihr vor allem mit Hunden in der Ausbreitungszeit der Raupe aufpassen. Besonders für die Vierbeiner sind die giftigen Haare gefährlich. Durch ihr dichtes Fell sind sie zwar gut vor den Härchen geschützt, aber die Schleimhäute und Schnauze sind trotzdem gefährdet. Gerade bei Hunden können die Zunge und die Lefzen durch das Raupengift stark anschwellen und Atemnot hervorrufen. Als Erste-Hilfe-Maßnahme könnt ihr die betroffenen Stellen mit kühlem Wasser abspülen. Wenn ihr euch aber weiterhin unsicher seid, geht zum Tierarzt. Am besten ist es mit Hunden die Ausbreitungsgebiete der Raupe zu meiden.

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