23. Oktober 2020 – Maximilian Wilsmann (deaktiviert)

Musik auf Wahlkampfveranstaltungen

Diese Songs dürfen Trump und Biden (nicht) spielen

Wahlkampfveranstaltungen werden gerne musikalisch untermalt, auch in den USA. Epische Musik kann die Masse begeistern und positive Stimmung entfachen. Doch es gibt Künstler die gar nicht wollen, dass ihre Songs bei Wahlkampfauftritten gespielt werden. Das durfte der aktuell amtierende US-Präsident Donald Trump bereits mehrfach am eigenen Leib erfahren.

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Foto: picture alliance/dpa

Ein US-Präsident, dem verboten wird, die Lieder bestimmter Sänger und Bands zu spielen? Was wie ein Sketch aus einer abgedrehten Simpsons-Folge klingt, ist seit 2016 Realität. Es geht, wer hätte das gedacht, um Donald Trump. Der Präsident der Vereinigten Staaten sorgte mit seinen Positionen und Äußerungen tatsächlich dafür, dass eine Reihe von Künstlern ihm verbieten, Songs bei seinen Wahlkampfveranstaltungen zu spielen. Eine Band droht sogar mit einer Klage.

Diese Lieder sollten bei Trump nicht mehr laufen

Gerne hätten wir die Überschrift direkter formuliert. Zum Beispiel: Diese Songs sind für Trump verboten. Allerdings ist das mit dem Verbieten von Songs zum einen nicht so leicht, zum anderen schert sich der US-Präsident ja auch nicht immer darum, wer ihm was erzählt oder verbietet.

Aber es gibt einige Künstler und Bands, die protestiert haben, als Trump auf seinen Wahlkampfveranstaltungen ihre Songs gespielt hat. Deshalb sprachen die Künstler in unserer Liste mündliche Verbote zum Spielen der Songs aus, allerdings hielt Trump sich in der Vergangenheit nicht immer daran.

Diese Songs verwendete Trump bei vergangenen Wahlkampfauftritten, woraufhin sich die Künstler oder deren Angehörige beschwerten:

  • Rolling In The Deep - Adele
  • Dream on - Aerosmith
  • Living On The Edge - Aerosmith
  • Born In The USA - Bruce Springsteen
  • Sweet Child O' Mine - Guns 'n' Roses
  • Rockin' in the Free World - Neil Young
  • Crazy Train - Ozzy Osbourne
  • High Hopes - Panic! at the Disco
  • Happy - Pharell Williams
  • In The Air Tonight - Phil Collins
  • Purple Rain - Prince
  • We Are The Champions - Queen
  • Everybody Hurts - R.E.M.
  • It's The End Of The World As We Know It - R.E.M.
  • Losing My Religion - R.E.M.
  • Don't Stop The Music - Rihanna
  • Start Me Up - Rolling Stones
  • You Can't Always Get What You Want - Rolling Stones
  • I Won't Back Down - Tom Petty
  • We're Not Gonna Take It - Twisted Sister

Es zeigt sich: Viele bekannte Künstler wehrten sich in der Vergangenheit schon gegen die Verwendung ihrer Songs bei Wahlkampfauftritten von Trump. Die Rolling Stones haben deshalb tatsächlich mit einer Klage gedroht, sollte Trump ihre Songs erneut auf Wahlkampfveranstaltungen spielen. Auch Neil Young und die Familie des verstorbenen US-Sängers Tom Petty haben Vereinbarungen mit den Musikagenturen der Wahlkampfauftritte unterschrieben, die das Spielen der Songs des jeweiligen Künstlers bei Wahlkampfveranstaltungen verbietet.

Bei einem seiner Auftritte lies Trump das Lied "Here Comes The Sun" von den Beatles abspielen. Während des Liedes holt er seine Ehefrau, First Lady Melania Trump auf die Bühne. Die Nachkommen von Beatles-Gitarrist George Harrison protestierten heftig, schoben aber hinterher, dass sie nichts gesagt hätten, wenn Trump stattdessen den Harrison-Song "Beware of the Darkness" abgespielt hätte. Das Thema kann also auch mit Humor genommen werden.

Wer bestimmt was läuft?

So ähnlich, wie in Deutschland die GEMA das Urheberrecht von vielen Musikstücken schützt, kümmern sich in den USA zu einem Großteil die Gesellschaften ASCAP und BMI darum. Zahlt die Wahlkampforganisation die Lizenzgebühren an die Gesellschaften, kann der Wahlkampftreibende aus etwa 15 Millionen Songs seine Lieblingsstücke auswählen. Einziges Schlupfloch: Wie bei den Rolling Stones, Neil Young und Tom Petty geschehen, können die Künstler den Gesellschaften und damit den jeweiligen Personen im Wahlkampf untersagen, einzelne Songs bei Wahlkampfauftritten zu spielen.

Allerdings äußerte sich in diesem Sommer eine Gruppe von Künstlern, die dem Bündnis "Artists Rights Alliance" (ARA) angehört, kritisch in beide Richtungen der US-Politik. Unter anderem Elton John, Mick Jagger und Linkin Park forderten von den Wahlkampfteams, Künstler explizit vor der Verwendung von Songs zu fragen, auch wenn sie die Lizenz besitzen. Ihre Befürchtung: Künstler würden in politische Richtungen gezerrt oder mit Inhalten in Verbindung gebracht werden, die sie selbst nicht unterstützen. Dieser Wunsch ging in Richtung beider politischer Lager, auch wenn dem Bündnis mehr Trump-Gegner angehören.

Wie sieht's bei Joe Biden aus?

Dass Joe Biden von Künstlern oder Bands ein Verbot erhalten hat, Songs auf Wahlkampfauftritten zu spielen, ist nicht bekannt. Auch Künstler aus dem "ARA"-Bündnis haben sich bisher nicht kritisch gegenüber Biden geäußert. Stattdessen erhielt er Unterstützung, etwa von "Despacito"-Sänger Luis Fonsi, als er den spanischen Hit auf einer Wahlkampfveranstaltung spielte. Bruce Springsteen und Neil Young widmeten Joe Biden sogar jeweils ein eigenes Musikvideo.

Welche Stars unterstützen die Kandidaten außerdem?

Im Wahlkampf sind natürlich nicht nur die Auftritte mit passender musikalischer Begleitung wichtig. Auch Wahlkampfwerbung, zum Beispiel im Internet, kann Wähler überzeugen. Dabei ist es hilfreich, wenn bekannte Persönlichkeiten Unterstützung leisten. Zu Donald Trumps prominentesten Unterstützern zählen der Rapper 50Cent, der Boxer Mike Tyson, Wrestling-Legende Hulk Hogan und Schauspieler Stephen Baldwin.

Trumps Kontrahent, Joe Biden, hat neben den oben genannten Unterstützern aus der Musikbranche ebenfalls weitere bekannte Fans in den USA. Allen voran natürlich seinen ehemaligen Chef, Barack Obama, dessen Vizepräsident Biden war. Außerdem bekommt Biden Unterstützung von den Schauspielern Tom Hanks und George Clooney. John Kasich, ehemaliger republikanischer Gouverneur, unterstützt den Demokraten Biden ebenfalls und auch Multitalent Dwayne "The Rock" Johnson sprach sich für Joe Biden aus.

Es bleibt abzuwarten, welche der prominenten Unterstützer am Ende genug Stimmen gesammelt haben, um sich über "ihren" Präsidenten zu freuen.

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