Coronavirus

Schulen und Kitas in ganz Niedersachsen von Montag an geschlossen

Wie Antenne Niedersachsen bereits gestern berichtete, schließen die Schulen ab Montag in ganz Niedersachsen. Zudem werden Kitas, Universitäten sowie andere staatliche Einrichtungen wie z.B. Museen geschlossen.

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Foto: picture alliance/dpa

Schulen und Kindertagesstätten ab Montag geschlossen

Die Ausbreitung des Coronavirus führt in Niedersachsen zu drastischen Einschränkungen im öffentlichen Leben: Von Montag an bleiben Schulen und Kindertagesstätten zunächst für zwei Wochen geschlossen, danach beginnen nahtlos die Osterferien. Es geht darum, möglichst die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen - damit das Gesundheitssystem nicht so schnell an seine Grenzen kommt.

An Schulen wird es eine an Härtefällen orientierte Notbetreuung geben für Kinder von z.B. medizinischem Fachpersonal, Pflegekräften oder Feuerwehren, Polizei, etc. Räumliche und personelle Standards gelten dafür nicht mehr, sagte Kultusminister Grant Henrik Tonne (SPD) am Freitag in Hannover. «Wir hatten eine solche Situation noch nicht», sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

Schüler haben komplett unterrichtsfrei. Es sei nicht geplant, die Schüler mit Aufgaben oder Online-Unterricht zu versorgen. Klassenfahrten und Schüleraustauschprogramme werden bis zu den Sommerferien komplett gestoppt. Auch Besuche von Schülergruppen aus dem Ausland seien bis dahin abgesagt, sagte Tonne.

Vorlesungsbeginn an Universitäten verschoben

An den niedersächsischen Universitäten wird der Vorlesungsbeginn wegen des Coronavirus auf den 20. April verschoben. Auch der Lehrbetrieb in Präsenzform an den Fachhochschulen wird bis zum 19. April ausgesetzt. Alle staatlichen Theater und Museen im Land werden geschlossen, auch die Universitätsbibliotheken.

"Es geht auf den Punkt gebracht darum, Leben zu retten!"

Ministerpräsident Stephan Weil erklärte auf der Landespressekonferenz Niedersachsen einordnend, es gehe darum jetzt die Dynamik der exponentiellen Ausbreitung des Corona-Virus zu brechen und die besonders betroffenen Zielgruppen (Ältere und chronisch kranke Menschen) zu schützen. Jeder einzelne müsse daher überlegen, wie er durch Vermeidung sozialer Kontakte dazu beitragen kann, die Anzahl der Infektionen möglichst gering zu halten.

Für Altenheime und Krankenhäuser gibt das Sozialministerium die Empfehlung, auf Besuche möglichst zu verzichten. Menschen, die aus Risikogebieten kommen, ist dies untersagt worden. Wie Schröder sagte, greifen unter anderem in Krankenhäusern und Altenheimen Notfallpläne für den Einsatz von Personal und die Organisation der Schichten. Das beinhaltet Urlaubssperren auch in Krankenhäusern und Reiseverbote für Beschäftigte in bestimmte Gebiete.

Altenheime sollten auch auf Leiharbeitskräfte und geringer Qualifizierte zurückgreifen können, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Das sei in den Notfallplänen geregelt, die es auch für andere Problemlagen in solchen Einrichtungen gebe.

Medizinstudenten in Göttingen, Hannover und Oldenburg wird das Angebot gemacht, als Pflegehilfskräfte zu arbeiten. Dabei handelt es sich um insgesamt rund 6000 bis 6500 Studentinnen und Studenten.

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ZAHL DER FÄLLE: Mit Stand Donnerstagnachmittag gab es 129 laborbestätigte Covid-19-Fälle, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Schwerpunkte sind die Region Hannover mit 25 und der Landkreis Stade mit 14 Fällen. Das Testergebnis eines am Montag in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel neu aufgenommenen Häftlings stand am Donnerstag noch aus. Er hatte beim medizinischen Dienst angegeben, vor einigen Tagen Fieber, Husten und Schnupfen gehabt zu haben. Weitere Verdachtsfälle bei Gefangenen in Niedersachsen waren zunächst nicht bekannt. Im Bremen wurden am Mittwochabend 32 bestätigte Infektionen mit dem Virus Sars-Cov-2 gezählt.

LAGEEINSCHÄTZUNG DER REGIERUNG: Ministerpräsident Stephan Weil rechnet damit, dass das Virus das Land noch monatelang herausfordern wird, und stellt finanzielle Hilfen des Landes in Aussicht. "Nach meiner Einschätzung werden mindestens die nächsten Monate in Niedersachsen und in ganz Deutschland von dem Coronathema bestimmt sein. Das Coronavirus wird uns längere Zeit in den Krisenmodus bringen und unser Leben beeinflussen", sagte der SPD-Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".

HANDLUNGSFÄHIGKEIT DER BEHÖRDEN: Die Ministerien rüsten sich dafür, eine größere Zahl von Mitarbeitern wegen der Corona-Epidemie vorsorglich von zu Hause arbeiten zu lassen. Großzügigere Lösungen für den Wechsel ins Home Office seien ermöglicht worden, ergab eine Umfrage des Radiosenders Antenne Niedersachsen. Im Agrarministerium arbeiten demnach bereits 52 Mitarbeiter teilweise im Home Office, 82 haben die Genehmigung dazu im Sozialministerium. Andere Ministerien könnten kurzfristig Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten lassen.

WIE RÜSTEN SICH DIE KOMMUNEN GEGEN DAS VIRUS? In zahlreichen Landkreisen haben spezielle Testzentren ihre Arbeit aufgenommen. Dort, wo es solche Zentren noch nicht gibt seien mobile Testteams unterwegs, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) mit. Sie nehmen in begründeten Verdachtsfällen Abstriche von Patienten. Testzentren gibt es unter anderem in Braunschweig, Wilhelmshaven, Oldenburg, Vechta, Hannover, Aurich und Lüneburg. Außerdem wurde ein Verteilzentrum für Schutzkleidung für Ärzte und medizinisches Fachpersonal eingerichtet.

VORSICHT ABZOCKE: Manche Betrüger sind kreativ und reagieren schnell auf neue Entwicklungen. Dass sie nun auch das Coronavirus als Masche nutzen könnten, davor warnt die Polizei Osnabrück. "Ein Unternehmen aus unserem Bereich ist bereits auf einen Fake-Shop hereingefallen", sagte am Donnerstag Matthias Bekermann von der Polizeiinspektion Osnabrück. Die Firma habe online Schutzmaterial gegen Vorkasse bestellt, die Ware sei aber nie angekommen. Bürger sollten beim Bestellen in unbekannten Internet-Shops vorsichtig sein, raten die Beamten.

HOCHSCHULEN: Bremen setzt Lehrveranstaltungen an seinen Hochschulen wegen der Epidemie bis zum 17. April aus. Nur der Prüfungsbetrieb solle "unter Beachtung einer sorgfältigen Risikoabwägung" weiterlaufen. Das teilte Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (SPD) am Donnerstag mit.

RISIKOGEBIET KIRCHE? Die Landeskirche Hannovers empfiehlt, Konfirmationen aus dem Frühjahr in den Sommer oder die Zeit nach den Sommerferien zu verschieben. Die große Enge der Kirche bei den Feiern führe zu einem signifikant erhöhten Infektionsrisiko. Alternativ könne die kirchliche Feier nur mit engsten Familienangehörigen stattfinden. Ähnliches gelte für Taufen und Trauungen, das Abendmahl sowie Jugendfreizeiten. Kirchliche Großveranstaltungen wie Konzerte sollen bis Ende Mai ausfallen.

AB AUF DIE INSEL? Fähren zu ostfriesischen Inseln fahren trotz der Ausbreitung des Coronavirus bislang ohne Einschränkungen weiter. Wie sich die Covid-19-Epidemie auf die Tourismuszahlen auf den Inseln auswirkt, ist den Fährunternehmen zufolge noch nicht absehbar.

(dpa, Antenne Niedersachsen)

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