18. Januar 2021 –

Kritik von Stadtelternrat und FDP

Keine Luftfilteranlagen in Osnabrücker Schulen

Diese Woche startet in den Grundschulen in Niedersachsen der Präsenzunterricht im Szenario B, also in halber Klassenstärke. Passend zum Schulstart hat sich die Stadt Osnabrück letzte Woche gegen den Einsatz von Luftfilteranlagen ausgesprochen. Eltern von Grundschülern in Osnabrück schicken ihre Kinder deshalb teilweise besorgt zurück in die Schule.

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Foto: picture alliance/dpa

Es ist mittlerweile bekannt, dass das Coronavirus durch Aerosole weitergegeben wird. Die kleinen Partikel gelangen in die Luft, wenn zum Beispiel jemand niest. Weil sich das Coronavirus am liebsten in schlecht belüfteten Räumen ausbreitet, können mobile Luftfilteranlagen Abhilfe schaffen und die Aerosole reduzieren. Auch die Stadt Osnabrück hat in den letzten Wochen zwei Luftreiniger getestet und sich nun gegen den Einsatz der Anlagen ausgesprochen. Auf Antenne Niedersachsen-Anfrage hat sich ein Sprecher der Stadt zur Entscheidung geäußert: "Die Stadt Osnabrück verweist beim Thema Luftfilteranlagen für Klassenräume auf die Erkenntnis des Landesgesundheitsamtes*. Daraus geht hervor, dass es in Räumen, die ausreichend und gut belüftet werden können, nicht notwendig ist, Luftfilteranlagen aufzustellen."

Nach dem Test hat sie Stadt Osnabrück den Nutzen der Luftreiniger angezweifelt. Preis und Lautstärke der Filteranlagen seien zwar auch berücksichtigt worden, jedoch nicht das Hauptargument der Entscheidung gewesen. Weiter heißt es vom Sprecher der Stadt: "Festzuhalten ist, dass der Filter nur in den Räumen Sinn macht, in denen nicht ausreichend gelüftet werden kann. Auch in Osnabrück hat es Räume gegeben, in denen schlecht gelüftet werden konnte. Hier hat die Stadt im Oktober schon Abhilfe geschaffen und z.B. Umbauten an den Fenstern vorgenommen."

Faustregel 20/5/20

Die Stadt Osnabrück argumentiert: Auch mit Luftreinigern darf das Lüften nicht vernachlässigt werden und muss nach dem 20/5/20-Prinzip erfolgen. Heißt: 20 Minuten Unterricht, fünf Minuten lüften, 20 Minuten Unterricht. Außerdem soll nach Vorgabe des Niedersächsischen Kultusministeriums in den Pausen gelüftet werden. Von der Stadt Osnabrück heißt es dazu: "Auch mit Luftfilteranlagen müsste gelüftet werden. Da treten dann die Probleme auf, die mit dem Lüften zusammenhängen: Es wird mal fünf Minuten kalt und es stört natürlich auch den Unterricht, wenn das Fenster geöffnet und geschlossen werden muss. Nun ist es aber so, dass man immer Räume, in denen viele Menschen sind, regelmäßig lüften muss – unabhängig von Corona. Luftreiniger ersetzen das Lüften nicht und haben nur dort einen Mehrwert, wo wirklich nicht gelüftet werden kann und da findet in Osnabrück eben auch kein Unterricht statt."

Stadtelternrat und FDP kritisieren die Entscheidung

Die FDP-Fraktion reagiert auf die Aussage der Verwaltung, für die Osnabrücker Schulen keine mobile Luftreiniger anzuschaffen, mit deutlicher Kritik. Der schulpolitische Sprecher Robert Seidler sagt: "Die Entscheidung ist falsch. Es müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, die geeignet sind, das Infektionsrisiko zu minimieren." Wenn die Schüler*innen zurück in den Präsenzunterricht kehren, müsse die Stadt Osnabrück reagieren und für Schüler*innen für umfassenden Infektionsschutz sorgen. Wichtige Mittel zur Senkung des Infektionsrisikos seien mobile Trennwände und Luftreiniger. Auf dem Markt gebe es seit langem entsprechende Geräte, die besonders für Schulen und Kindertagesstätten geeignet seien, heißt es von der Partei. "Es kann nicht sein, dass die Verwaltung behauptet, Luftreiniger seien ungeeignet, nur weil sie zwei Geräte getestet hat und diese beiden anscheinend zu laut waren", heißt es in dem Schreiben der Partei.

"Sind 100 Euro pro Schüler zu viel?"

Auch die Vertreter des Stadtelternrats sind fassungslos: "Wir sind erstaunt und sehr enttäuscht über die Entscheidung der Stadt Osnabrück zu mobilen Raumlüftern." Man vermute neben der Argumentation, die Geräte seien zu laut, auch einen weiteren Grund, der unterschwellig immer wieder auftauche: die Geräte seien zu teuer. Vertreter des Stadtelternrats fragen sich: "Sind 100 Euro pro Schüler*in wirklich zu viel für den Gesundheitsschutz der Kinder und ihren Familien? Ein dauerhafter Unterricht in Szenario "A"“ wäre bei Einsatz der richtigen mobilen Lüfter ebenfalls möglich."

Preis und Lautstärke sind keine Argumente

Die Stadt Osnabrück reagiert auf die Kritik und betont, dass Preis und Lautstärke der Luftreiniger bei der Entscheidung nicht die ausschlaggebenden Argumente waren. Der Sprecher erklärt: "Wir haben verschiedene Ansichten und Studien berücksichtigt. Wir beziehen uns auf Veröffentlichungen des Umweltbundesamtes und auf das Landesgesundheitsamt. Dieser Argumentation können wir folgen und darauf beruht die Entscheidung, nicht auf die Luftreiniger zu bauen." Die Anschaffung und Unterhaltung der Geräte sei teuer. Daher sei eine Anschaffung nur dann sinnvoll, wenn man einen deutlichen Mehrwert schaffen könne: "Wenn wir diesen Mehrwert deutlich sehen würden, wären Preis und Lautstärke keine Argumente, die eine Rolle spielen würden."

*www.nlga.niedersachsen.de/startseite/umweltmedizin/luft/luftuntersuchungen

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