16. April 2025 –

Bahn statt Pferd

Bekommt Juist eine Bimmelbahn für die Flugplatz-Anbindung?

Pferdefuhrwerke haben auf der autofreien Nordseeinsel Juist Tradition. Doch da der Inselflugplatz entfernt vom Dorf liegt, ist die Anbindung per Pferd teuer. Nun steht eine andere Lösung zur Debatte.

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14.08.2020: Der Leuchtturm Memmertfeuer auf der Nordseeinsel Juist. (zu dpa: «Bekommt Juist eine Bimmelbahn für die Flugplatz-Anbindung?») +++ dpa-Bildfunk +++, Foto: picture alliance/dpa

Per Pferdekutsche, per Bimmelbahn oder beides? Auf der ostfriesischen Insel Juist wird weiter diskutiert, wie künftig der auswärts gelegene Flugplatz mit dem Inseldorf verbunden werden soll. Vergangene Woche stimmte im Gemeinderat der Insel eine Mehrheit der Mitglieder für die Einrichtung einer schienenlosen Wegebahn - auch Bimmelbahn genannt, wie der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Thomas Vodde, auf Anfrage bestätigte.

Nun sei im Rathaus aber auch ein Antrag für ein Bürgerbegehren eingegangen, sagte Vodde. Darin fordern Juister eine inselweite Abstimmung darüber, wie die Verkehrsanbindung künftig aussehen soll. «Jetzt muss die Inselgemeinde prüfen, ob das Bürgerbegehren zulässig ist», sagte Vodde. Es gehe um eine formelle Prüfung, nicht um eine inhaltliche Prüfung. Wann es ein Ergebnis geben könnte, ist offen. Zuvor hatten der NDR und die «Nordwest-Zeitung» berichtet.

Sollte auf der autofreien Nordseeinsel demnächst eine Bimmelbahn fahren, würde das ein Stück weit eine Abkehr von der Tradition als Pferdeinsel bedeuten. Juist ist etwa neben Baltrum eine der Ostfriesischen Inseln, wo bislang Pferdekutschen das Inselleben prägen. Neben Fahrrädern und Handkarren fahren dort sonst nur Rettungsfahrzeuge und Fahrzeuge für den Inselschutz.

Konkurrenz für Pferdekutschen

Wie der Juister Flugplatz künftig an das Inseldorf angebunden werden soll, darüber wurde in den vergangenen Monaten viel diskutiert. Im Herbst hatte das Fuhrunternehmen HUF mitgeteilt, dass sich Kutschfahrten nicht mehr lohnen würden. Grund sei, dass der Flugplatz zunehmend an Bedeutung verliere, weil viele Gäste Schnellfähren zum Hafen nutzten, der näher am Dorf liegt.

Eine Verkehrsanbindung an den Flugplatz ist aber nötig, damit überhaupt Flugzeuge den Landeplatz ansteuern. Wegen der unklaren Situation, wie es weitergeht, hatte die Fluggesellschaft FLN Frisia-Luftverkehr im März ihre Flugverbindung zwischen Norddeich und Juist eingestellt. Stattdessen nahm dann der Ostfriesische Flugdienst (OFD) von Emden aus eine Verbindung auf.

Zuletzt hatte die Gemeinde den Kutschverkehr zum Flugplatz subventioniert. Für die Insel, die beim Verkehr größerer Passagierfähren von Ebbe und Flut abhängig ist, ist der Luftverkehr eine flexible Reisemöglichkeit ans Festland.

Zwei Ratsbeschlüsse

Bei der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag stimmten laut Vodde sieben von elf Mitgliedern für die Einrichtung einer Wegebahn. Der Beschluss des Gemeinderats sieht vor, dass die Gemeinde die Bahn für bis zu 150.000 Euro anschafft und dann an einen Betreiber für einen Testbetrieb von höchstens drei Jahren verpachtet. Zunächst soll eine dieselbetriebene Bahn eingesetzt werden, bis eine Bahn mit E-Antrieb verfügbar ist.

In der Beschlussvorlage heißt es aber auch: «Das Pferdefuhrwerk als Transportmittel hat absolute Priorität. Die Wegebahn dient einzig der Anbindung des Flugplatzes an den Hafen.»

Gleichzeitig erhielt nach Angaben des Allgemeinen Vertreters auch ein Antrag für eine veränderte Pferdekutschen-Anbindung des Fuhrunternehmens HUF eine Mehrheit mit acht von elf Stimmen. Vorgesehen ist demnach eine Art Linienverkehr. Beide Konzepte - Kutschfahrten und Bimmelbahn - sollen sich ergänzen, sagte Vodde. Auch für den Kutschbetrieb, bei dem die Gemeinde einen Teil des finanziellen Risikos übernehmen soll, ist eine Testphase vorgesehen.

(dpa)

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