10. September 2024 –
Kaum ein anderes Tier polarisiert Bürger so sehr wie die Taube. Was bringt Menschen dazu, sich um Tauben zu kümmern? Antenne Niedersachen-Reporterin Sandra Meyer ist auf Tour mit der Stadttaubenhilfe Oldenburg.
Entweder die Leute lieben sie oder sie hassen sie. Diese Erfahrung macht Johanna Hänßler von der Stadttaubenhilfe Oldenburg immer wieder. Nicht selten wird die Studentin mitten in der Innenstadt angefeindet, wenn sie den Futtersack auspackt. Tauben gehören nicht gerade zu den Lieblingstieren der Oldenburger. Wenn sie in Scharen auftreten, sind sie laut und machen Dreck. Und das stört viele Passanten, Anwohner und Geschäftsleute. Auch Zootierpflegerin Alida Krüger, die den Verein Stadttaubenhilfe Oldenburg gegründet hat, will sich nicht beschimpfen lassen und versteckt sich manchmal mittlerweile sogar hinter Bäumen, wenn sie die Tauben füttert.
Dabei sollen sich die Tiere an dem Futter gar nicht satt fressen und sich dann nach Lust und Laune vermehren. Durch die Fütterung wollen Alida und Johanna lediglich kranke und verletzte Tiere anlocken und versorgen. Keine Taube soll leiden. Außerdem sei der Mensch nicht unschuldig daran, dass die Stadttauben in Oldenburg existieren. "Früher wurden die Tauben als Haustiere gehalten", sagt Alida. "Man wollte ihre Eier und das Fleisch". In den 50er Jahren habe man den Tieren dann den Rücken gekehrt und sie verwildern lassen. In der Stadt fristen sie seitdem ein trauriges Dasein. Tauben sind Körnerfresser und finden auf natürliche Weise kein Futter in der Stadt. Daher sind sie auf das angewiesen, was die Menschen fallenlassen. Aber: Brotkrumen und Dönerreste machen die Tiere krank.
Ehrenamtliche entnehmen Eier aus Nestern
Damit die Taubenpopulation in Oldenburg nicht weiter steigt, tauschen die Mitglieder der Stadttaubenhilfe regelmäßig die echten Eier aus dem Nest gegen Gips-Eier. Durch dieses Engagement konnten sie in diesem Jahr schon mehr als 800 Eier entnehmen und damit verhindern, dass Küken schlüpfen und sich dem Schwarm anschließen, erzählen die beiden beim gemeinsamen Stadttauben-Rundgang mit Sandra durch die Stadt.
Taubenloft als Lösung
In Oldenburg-Kreyenbrück betreut die Stadttaubenhilfe nun das erste Taubenloft. Eine Unterkunft, in der die Tauben mit Wasser und Futter versorgt werden, brüten können (auf Gips-Eiern😉) und der Innenstadt fernbleiben.