10. Januar 2023 –

Jahresbilanz 2022

Deutsche Seenotretter halfen 3300 Menschen auf See

Die deutschen Seenotretter auf Nord- und Ostsee haben vergangenes Jahr bei knapp 1900 Einsätzen insgesamt 3300 Menschen Hilfe geleistet.

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(Foto: Antenne Niedersachsen)

Auf der offenen Nordsee vor Cuxhaven treibt ein Kitesurfer, sein Drachen liegt im Wasser. Mit Winken signalisiert der Mann, dass er Hilfe braucht. Ein Glück, dass der Notfall nur simuliert ist: Die Seenotrettungskreuzer "Hermann Marwede" und "Anneliese Kramer" halten Wacht, das Rettungsboot "Gillis Gullbransson" fischt den Surfer aus dem kalten Meerwasser.

Mit dieser Aktion stellte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Dienstag ihren neuen ehrenamtlichen Botschafter vor, den achtfachen deutschen Kitesurfmeister Linus Erdmann. "Es ist so, dass auch wir als Freizeit-, Hobby oder Wassersportler immer mal in Seenot geraten können", sagte der 26-Jährige an Bord der "Hermann Marwede".

Ob Segeljacht mit Wassereinbruch oder manövrierunfähiger Fischkutter: Knapp 1900 Einsätze haben die deutschen Seenotretter vergangenes Jahr auf Nordsee und Ostsee absolviert. Sie haben dabei etwa 3300 Menschen geholfen. Im Jahr 2021 waren die Zahlen etwas höher: über 2000 Einsätze und 3500 Menschen, denen geholfen wurde.

Allerdings mussten vergangenes Jahr deutlich mehr Menschen aus lebensgefährlicher Seenot gerettet werden, nämlich 91 Personen nach 61 im Jahr 2021. 306 Menschen wurden auf See aus drohender Gefahr befreit (2021: 272). Die rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote der DGzRS brachten 361 kranke oder verletzte Menschen von Schiffen oder von den Inseln an Land. Sie retteten 36 Boote und Schiffe vor dem Totalverlust, halfen 920 Mal Wasserfahrzeugen aller Art.

Ein solcher Einsatz für die auf Helgoland stationierte "Hermann Marwede" war: Im September 2022 trieb der niederländische Fischkutter "Ora et Labora" auf die gefährliche Sandbank Scharhörnriff zu. Etwas war in den Propeller geraten, der Antrieb kaputt. Die zwei Fischer an Bord konnten sich nicht mehr helfen. 70 Meter vor der Sandbank gelang es den Rettern auf der "Hermann Marwede", den Havaristen an den Haken zu nehmen. Von dort wurde der 19 Meter lange Kutter nach Cuxhaven geschleppt.

Lange Wassersportsaison bedeute meist mehr Einsätze

Nach langjähriger Erfahrung hätten sechs von zehn Einsätzen mit Wassersportlern zu tun, vier von zehn mit der Berufsschifffahrt, sagte DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey. Mit dem Schiffsverkehr in deutschen Gewässern und mit dem Bau von Windkraftanlagen auf See hätten die Einsatzfahrten zugenommen. Die Seenotretter spüren aber auch, wie viel mehr Menschen sich in Booten, als Standup-Paddler oder Kitesurfer aufs Wasser begeben. Eine lange Wassersportsaison bedeute meist mehr Einsätze, sagte Stipeldey.

Da kommt die Aufklärung und Prävention ins Spiel, die sich die neue Werbefigur Erdmann vornimmt. "Es muss jedem klar sein, dass es nicht ungefährlich ist, sich einfach so auf See zu begeben", sagte der Profi-Kitesurfer. Zugleich sei es gut zu wissen, dass auf See jemand sei, der im Notfall helfen könne.

Die Kräfte der DGzRS sind in Deutschland für "Search and Rescue" (Suchen und Retten) zuständig, wann immer Menschen im offenen Meer in Not geraten. Bei rein technischen Notlagen auf See organisiert das Havariekommando in Cuxhaven die Hilfe. So hatte sich im Februar 2022 das Containerschiff "Mumbai Maersk" vor Wangerooge festgefahren und musste freigeschleppt werden.

Zwar erfüllt die DGzRS eine staatliche Aufgabe, sie ist aber ein spendenfinanzierter Verein. Die rot-weißen Sammelschiffchen stehen in ganz Deutschland in Läden, Kneipen oder an anderen Orten. Während Corona seien diese Spenden aber zurückgegangen, sagte Nicolaus Stadeler, der kaufmännische Geschäftsführer der DGzRS. Eine andere wichtige Geldquelle seien Erbschaften. Für Personal und Flotte müsse die Gesellschaft jährlich über 40 Millionen Euro einwerben. 2023 will die DGzRS zwei neue Seenotrettungsboote in Dienst stellen - eins im Hafen Neuharlingersiel in Ostfriesland, eins an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern.

(dpa)

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