31. Januar 2020 –
Sie sagen den Müllsündern den Kampf an: Markus Hintzke und Frank Draheim sind im Namen der Abfallwirtschaft aha unterwegs. Allein in Hannover wurden im letzten Jahr rund 16.600 Müllsäcke nicht rechtmäßig entsorgt. Antenne Niedersachsen-Reporterin Gina Marie Lau hat die beiden Abfallfahnder begleitet.
Kaputte Müllsäcke, zerstreute Verpackungen, verwüstete Straßen: Das ist ihr täglich Brot. Neun Abfallfahnder von der Abfallwirtschaft aha gehen jeden Tag auf Streife, um den Müllsündern den Kampf anzusagen.
Die beiden Ermittler Markus Hintzke und Frank Draheim ziehen heute durch das hannoversche Problemviertel Linden-Süd und ich darf mit. Schon von Weitem fallen mir die Müllfahnder direkt ins Auge. Ich hätte mir ihre Arbeitskleidung etwas anders vorgestellt. Keine grellen Anzüge in Orange- Nein, sie sehen in ihrer Uniform eher aus wie Polizisten oder Beamte vom Ordnungsamt und tragen sogar eine Schutzweste.
In der Laportestraße geht’s los. Schnell wird mir klar, wieso das hier ein Problemviertel ist. Die Müllsäcke stapeln sich an jeder einzelnen Laterne vor den Mehrfamilienhäusern. Eigentlich dürften die dort noch gar nicht liegen, der Müll wurde erst gestern abgeholt.
Hohe Geldstrafen für die Müllsünde
Schon der erste Müllberg erregt unsere Aufmerksamkeit. Den Abfallfahndern fällt eine Karte mit Namen und Adresse der Müllsünderin in die Hände- Jackpot! Sie ist der Abfallwirtschaft schon lange bekannt. Zwei Mal haben die Ermittler schon persönlich an ihrer Tür geklingelt. Jedoch ohne Erfolg, die Anwohnerin war nicht da. Zum Ärger der Ermittler hat sie heute wieder zugeschlagen.
Marcus Hintzke holt seine Handschuhe aus der Uniform und sieht sich den Beutel genauer an. In ihm sind Plastikfolien, Essensreste und eine volle Windel. Von Mülltrennung keine Spur. Neben einem Anhörungsbogen flattert in den nächsten Tagen auch eine fette Rechnung in den Briefkasten der Frau. Dieser Beutel wird sie nämlich um die 150 bis 200 Euro kosten. Davon gehen 75 Euro allein für Verwaltungskosten drauf, der Rest wird für die Abholung fällig. Das ist nicht gerade wenig Geld für einen Sack voller Müll und tut den meisten ordentlich weh.
Wenn die Verursacher nicht ausfindig gemacht werden können, zahlt der Steuerzahler die Abholung. Das ist schade, denn ich finde, das Geld könnte man deutlich sinnvoller einsetzen. An der nächsten Laterne sehe ich schon meine Steuergelder fließen.
Um dem Müll besser unter die Lupe nehmen zu können, schneiden die beiden Abfallfahnder die gelben Säcke mit einem Cuttermesser auf und fangen an zu wühlen. Sie finden Lebensmittelreste, die definitiv da nicht reingehören. Das ist aber anscheinend noch nicht bei jedem angekommen. In Hannover ist das ein großes Problem. Altes Essen zieht Ratten und anderes Ungeziefer an, womit die Stadt aktuell überall zu kämpfen hat.
Ekelfaktor? Nichts für schwache Nerven
Aus der Tüte zieht mir ein strenger Geruch entgegen. Während ich die Nase rümpfe, verziehen die Ermittler keine einzige Mine. Sie sind mittlerweile abgestumpft. Eine Grenze gibt es für sie aber: Bei Fäkalien bekommen die Ermittler immer noch das Würgen. "Wir sind auch nur Menschen", lacht Markus Hintzke. Um den Job zu machen, muss man auf jeden Fall hart im Nehmen sein. Deshalb bin ich da schon mal raus. Ich möchte den Müllsack am liebsten ganz schnell wieder schließen. Umso mehr bewundere ich die Ermittler. Zu meinem Glück sind uns die Kollegen von der Straßenreinigung dicht auf den Fersen. Sie nehmen die Säcke mit, kehren den Boden und sorgen somit wieder für frische Luft.
Dieses Mal haben die Ermittler keine handfesten Beweise gefunden. "Wir haben zwar einen Zettel hier gefunden, aber es stehen nicht die Beweise drin, die wir auf Basis der Rechtsgrundlage benötigen, um ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten", erklärt Hintzke. Der Tag heute ist das beste Beispiel dafür, dass die Aufklärungsquote der Fälle bei 50/50 liegt.
Markus Hintzke, Frank Draheim und Kollegen im Einsatz als Abfallfahner. (Foto: Antenne Niedersachsen)