02. April 2024 –
Das schmeckt!
Das sind unsere Niedersächsischen Klimaretter!
Wir Niedersachsen retten das Klima - jeden Tag mit ganz vielen unterschiedlichen Projekten. Eine Schul-AG aus Bad Harzburg bringt zum Beispiel Erwachsenen bei, wie sie im Alltag nachhaltiger leben können. In der Bäckerei Müller auf der Insel Borkum trifft traditionelles Handwerk auf moderne Nachhaltigkeit. Freut euch auf diese und weitere spannende Projekte.
Fotos: Antenne Niedersachsen
Die Idee kam Larissa aus Emden vor rund einem Jahr abends auf der Couch. "Ich habe in meinen Schrank geschaut und gesagt: 'Das Teil, was da steht, verstaubt nur noch. Es ist zu gut, um es einfach wegzuschmeißen, aber nicht mehr gut genug um es zu verkaufen.'"
Kurzerhand gründete Larissa die WhatsApp Gruppe "Emden und Umgebung VERSCHENKT" und traf damit einen Nerv. "Innerhalb von 24 Stunden waren schon 150 Leute dabei. Damit habe ich nicht gerechnet", erinnert sie sich. Mittlerweile sind es rund 2.000 Personen, die fleißig verschenken und tauschen. Einen Grund, dass ihre WhatsApp Gruppe so gut angenommen wird, sieht Larissa in der Coronazeit: "Wir haben alle viel Zeit zu Hause verbracht und waren am aufräumen und aussortieren."
Auch während des Besuches von Antenne Niedersachsen-Reporter Daniel Flüß blinkt die Gruppe immer wieder auf. Ein Damenfahrrad, ein Paar Kinderschuhe, eine blaue Rutsche, ein Gartentisch aus Holz - alles wechselt in Windeseile und ganz umsonst den Besitzer. Meist dauert es nur wenige Minuten bis unter einem Artikel "reserviert" steht.
05.04.2024
Emden und Umgebung VERSCHENKT
Alle Nachrichten in dieser Gruppe sind nach demselben Muster aufgebaut: Ein Bild des Gegenstands plus Ortsangabe, wo er abgeholt werden kann. Außerdem gibt es klare Gruppenregeln: Keine Kaufangebote, Versandkosten müssen vorher mit den Admins abgesprochen werden, keine sinnlosen Diskussionen, Tiere sind nicht erlaubt ebenso unerwünscht sind Sprachnachrichten.
Inzwischen gibt es sogar schon eine zweite WhatsApp-Gruppe. "Bei WhatsApp gibt es ein Teilnehmerlimit. Das wusste ich auch nicht", schmunzelt Larissa. "Bei 1.025 Personen ist Schluss." Derzeit ist auch schon die "Emden und Umgebung VERSCHENKEN Gruppe 2" dicht am Teilnehmerlimit. Für Larissa kein Problem: "Wenn die voll ist, gründe ich einfach eine dritte Gruppe."
Antenne Niedersachsen-Reporter Daniel Flüß mit Larissa, die die WhatsApp-Gruppe "Emden und Umgebung VERSCHENKT" gegründet hat. (Fotos: Antenne Niedersachsen)
Die Moorretter aus Neustadt am Rübenberge
Es ist zwar nur ein kleines Projekt, dass der Verein "Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer" (ÖSSM) betreibt, dessen Wichtigkeit zeigte sich allerdings erst vor kurzem auf der GRÜNEN WOCHE in Berlin! Dort wurde das Projekt "Torfmoosvermehrung", beim Wettbewerb "Gemeinsam stark sein" der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Torfmoos zählt zu den wichtigsten Moorpflanzen. Der Verein ÖSSM aus der Region Hannover "vermehrt" es seit rund vier Jahren.
Antenne Niedersachsen-Reporter Daniel Flüß hat sich mit Corinna und Heiko vom ÖSSM an dem noch sehr kleinen Anbaugebiet getroffen. Seit Beginn an betreuen die beiden das Projekt mit. Auf dem Gelände des Torfwerks Neustadt stehen fünf langgezogene Metalltische. Hier wächst das Torfmoos auf knapp 70 Quadratmetern.
05.04.2024
Projekt Torfmoosvermehrung
Das grünbraune Moos schwimmt fast auf den Tischen und sieht sehr durchtränkt aus. "Torfmoos fühlt sich am wohlsten, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht", erklärt Corinna und zieht ein Stück Moos aus dem Pflanzenteppich heraus. "Der große Vorteil ist, dass die keine Wurzeln haben. Wenn ich es in die Erde zurückstecke, wachsen die einfach weiter. Da ist Torfmoos relativ unempfindlich."
In ganz Niedersachsen laufen die verschiedensten Arten von Moor-Renaturierungen. Im Krähenmoor bei Nienburg, im Meckelmoor im Landkreis Stade oder auch im Toten Moor in der Region Hannover. Genau dort wurden bereits mehrere Quadratmeter Torfmoos vom ÖSSM verpflanzt und so soll es weitergehen.
Derzeit wachsen die Moose auf den Anbautischen noch. Der viele Regen in den letzten Wochen hat gut getan. Im Herbst wird "geerntet". Dann sind die kleinen grünbraunen Pflanzen bereit, um als CO2-Staubsauger im Moor zu arbeiten.
Corinna und Heiko vom Verein "Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer" (ÖSSM). Seit Beginn an betreuen die beiden das Projekt
"Torfmoosvermehrung" mit. (Fotos: Antenne Niedersachsen)
Klimaschutz AG des Werner-von-Siemens-Gymnasium aus Bad Harzburg
Wie können wir umweltbewusster leben? Die Klimaschutz AG des Werner-von-Siemens-Gymnasium aus Bad Harzburg weiß es! Seit 12 Jahren gibt es die AG bereits, die sich eine Sache zur Aufgabe gesetzt hat: Ohne erhobenen Zeigefinger aufzeigen, wie jeder von uns seinen Alltag nachhaltiger gestalten kann - auch wir Erwachsene. "Es hat viel mit recherchieren, viel mit Quellen zusammenführen zu tun. Welchen Angaben im Internet kann ich trauen? Dann spielt auch Design eine Rolle: Wie stelle ich die Ergebnisse am besten dar? Also eigentlich ist Klimaschutz ein eigenes Fach", erklärt Lehrer Christian Klingbeil.
Immer mit dabei: Ihr Workshop "Klimafreundlich handeln? Gewusst wie!". Den haben die Schülerinnen und Schüler selbst entwickelt. In mehreren Versuchen und Vergleichen wird das Thema Umweltschutz auf einfache Situationen im Alltag heruntergebrochen. Geklärt werden Fragen wie: Welche Waschmittel ergeben in welcher Kombination die klimafreundlichste Variante? Wie komme ich im Winter nachhaltig an Obst und Gemüse? Oder warum ist eine Mehrweg-Tragetasche aus Plastik umweltfreundlicher als eine aus Baumwolle? "Wir sind hier in der Ecke schon etwas bekannt. Wenn sich hier Menschen treffen zum Thema Nachhaltigkeit sind wir nicht weit", grinst Lehrer Christian Klingbeil.
Effektives backen auf Borkum: Weniger Verschwendung, mehr Genuss
In der Bäckerei Müller auf der Insel Borkum trifft traditionelles Handwerk auf moderne Nachhaltigkeit. Von genau kalkulierten Backmengen bis zu umweltfreundlichen "Butterfly-Bechern" zeigt die Bäckerei dass Qualität, Frische und Umweltschutz Hand in Hand gehen können.
Die Auslage ist voll: Lagenstangen, Körner-, Roggen- oder normale Brötchen, belegte Backwaren und – da es auf Mittag geht – auch die ersten Kuchen. Die Auslage der Bäckerei Müller auf der Insel Borkum sieht aus wie eine normale Bäckerei. Trotzdem ist hier einiges anders, wie Verkaufsleiter Manuel Antenne Niedersachsen-Reporter Daniel Flüß erklärt: "Wir backen nicht weniger Brötchen, sondern so viele, wie heute gebraucht werden."
Es ist Anfang Februar; die Insel Borkum ist nicht sehr stark besucht. Auf der Fähre sind nur wenige Familien mit Koffern und am Strand ist man für sich. Der Februar ist traditionell die Zeit, in der die Insulaner selbst gerne in den Urlaub fahren. Das wirkt sich auch auf die Menge der Backwaren der Bäckerei Müller aus. "Wir schauen uns jeden Abend die Zahlen der Fähren an. Danach entscheiden wir wie viele Brötchen wir backen. Im Vergleich zum Sommer haben wir jetzt rund 20.000 Menschen weniger auf der Insel", erklärt Manuel.
Manuel, Verkaufsleiter der Bäckerei Müller auf der Insel Borkum und Antenne Niedersachsen-Reporter Daniel Flüß. Vor einigen Jahren hat die Bäckerei begonnen, nachhaltiger zu arbeiten. (Fotos: Antenne Niedersachsen)
02.04.2024
Die Bäckerei Müller auf Borkum
Vor einigen Jahren hat die Bäckerei begonnen, nachhaltiger zu arbeiten. Der Schlüssel dabei: Viele kleine Veränderungen. Es gibt den digitalen Kassenbon, ein Elektrofahrrad für die Lieferung an die Hotels, via QR Code kann das Brot für den nächsten Tag vorbestellt werden und den beliebten Kaffee to go gibt es in "Butterfly-Bechern", also in Papierbechern, die im Altpapier entsorgt werden können. "Das ist eine Investition. Die Becher kosten uns doppelt so viel wie die normalen Wegwerfbecher", so Manuel.
Die große Frage ist: Funktioniert diese Art der Nachhaltigkeit nur auf einer Insel oder auch auf dem Festland? "Das effektive Backen geht auch auf dem Festland", nickt Manuel, "und da wird es auch von vielen Kollegen durchgeführt. Aber da gibt's auch einige Schwierigkeiten. Wenn man zum Beispiel einen Verkaufsbereich in einer Vorkassenzone im Supermarkt hat, dann steht im Pachtvertrag, dass bis eine Minute vor Ladenschluss noch 80 Prozent der Verkaufsfläche mit Backwaren bestückt sein müssen, weil es gut aussieht. Da können wir uns natürlich erlauben, das einfach nicht zu machen", erklärt Manuel.