21. Juni 2021 – Lea Biskup
Lost and (never) found
7 verschollene Dinge in Niedersachsen
Wusstet ihr, dass ein Teil des sagenumwobenen Bernsteinzimmers im niedersächsischen Uslar vermutet wird? Oder dass niedersächsische Gemeinden Ortsteile verloren haben? Wir haben euch sieben verschollene Dinge aus Niedersachsen aufgelistet.
Foto: picture alliance / dpa
Der Nibelungenschatz, das Zarengold, der Heilige Gral - all diese Schätze gelten als verschollen und die Menschheit sucht seit Jahren und Jahrtausenden nach ihnen. Wir haben euch sieben verschollene Dinge aus Niedersachsen aufgelistet, von denen die meisten wohl auch die nächsten Jahre verschollen bleiben.
Das Bernsteinzimmer in Niedersachsen?
Um ein altes Bergwerk ranken sich die Geschichten in Uslar. Seit dem Zweiten Weltkrieg wird gemunkelt, dass im Uslarer Ortsteil Volpriehausen ein Teil des berühmten Bernsteinzimmers des russischen Zarens Peter I. unter dem Schutt und Geröll versteckt liegt. 1944 explodierte ein großer Teil angebrachter Munition und zerstörte zwei Durchgänge. Bevor das Bergwerk vollständig aufgegeben wurde, konnten ein paar große Bernsteinstücke 1946 geborgen werden. Das Bernsteinzimmer bleibt jedoch bis heute verschollen.
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Verlorene Ortsteile
In Niedersachsen kommt es hin und wieder vor, dass einige Ortsteile niedersächsischer Gemeinden nicht in Niedersachsen liegen, sondern in den angrenzenden Bundesländern. Zum Beispiel in Melle: Hier verläuft die Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mitten durch den Meller Ortsteil Bruchmühlen. Der Teil westlich des Kilverbachs gehört zu Melle, der östliche Teil zählt zu der nordrhein-westfälischen Gemeinde Rödinghausen. Und diese Zugehörigkeit eines Ortsteils zu zwei Bundesländern führt zu unterschiedlichen kuriosen Ereignissen. Kinder aus einer Familie können zu unterschiedlichen Zeiten Ferien und schulfreie Tage haben, weil sie in verschiedenen Bundesländern zur Schule gehen. Und der Fischfang an der Else ist ebenfalls unterschiedlich geregelt, je nachdem, auf welcher Landesseite der Angler steht.
Und wenn ihr in das zu Uslar gehörende Dorf "Fürstenhagen" möchtet, geht das nur über einen einzigen Weg: Ihr müsst durch Hessen fahren. Das liegt daran, dass Fürstenhagen auf dem Gebiet des Bundeslandes Hessen liegt, aber eigentlich ein Teil der Stadt Uslar in Niedersachsen ist. Durch eine Gebietsreform vor 45 Jahren wurde die selbstständige Gemeinde Fürstenhagen zu einem Ortsteil Uslars.
Ein Stück Geografie-Geschichte aus Bispingen
Neben vielen anderen Heidemalern hat auch der Maler Rudolf Wieneke einst von 1929 bis zu seinem Tod im Jahr 1955 in Bispingen gelebt. Zu seinen wohl bekanntesten und bedeutendsten Werken zählen die vier detailgetreuen Rekonstruktionen der weltberühmten Ebstorfer Weltkarte. Dabei handelt es sich um die größte und umfangreichste Weltkarte aus dem Mittelalter. Sie wurde 1830 im Kloster Ebstorf entdeckt und im Kriegsjahr 1943 verbrannt. Wienekes Kopien sind im Ebstorfer Kloster und im Museum Lüneburg ausgestellt. Eine weitere Kopie befindet sich im Besitz der Stadt Kulmbach. Die vierte Rekonstruktion gilt als verschollen. Die Ebstorfer Weltkarte wird heute in jedem Geografie Studium als Grundlage aller Landkarten genannt.
Heidemalern Rudolf Wieneke (Foto: Heimat- und Kulturverein Bispingen)
Das verschwundene Fräulein Maria
Jeden Abend läutet in Jever die Marienglocke, im Sommer um 22:00 Uhr, im Winter um 21:00 Uhr. Die Tradition des täglichen Läutens besteht seit 1575, dem Jahr, in dem die damalige Herrscherin Jevers, Fräulein Maria, verschwand. Der Legende nach ist Maria nicht gestorben, sondern in einem unterirdischen Gang im Jeverschen Schlosspark verschwunden. Bis sie wieder auftaucht, läutet in Jever jeden Abend die Marienglocke, die von den Ostfriesen, die während Marias Herrschaft als Feinde galten, erbeutet wurde. Auch den Tod Marias verheimlichte man in Jever, weil verhindert werden sollte, dass Jever wieder von den Ostfriesen eingenommen wird, denn bevor Maria in Jever das Sagen hatte regierten die Feinde aus Ostfriesland bereits über Jever.
Verschollene Gebäude und Städte
Doch nicht nur Personen oder wertvolle Schätze verschwinden in Niedersachsen, sondern auch ganze Gebäude und Städte! So soll es laut einer Sage eine mysteriösen Burg in Issendorf gegeben haben. Archäologen vermuten, dass auf dem "Burgplatz" in Issendorf einmal eine Burg aus Holz gestanden haben soll. Allerdings existieren keinerlei Überreste der Burg.
Und auch in Langenagen soll der Sage nach im Muswillensee ein Schloss gestanden haben, in dem ein Räuber wohnte, der Bauern und Kaufleute überfiel. Als der Räuber gefasst und vor Gericht gestellt wurde, schwor dieser, dass ihm all seine Beute abgenommen wurde und dass sein Schloss im Moor versinken solle, wenn er lügt. Was passierte? Ihr könnt es erahnen: Das Schloss versank im Moor.
Ihr findet verschwundene Schlösser und Burgen schon unheimlich? Dann habt ihr vielleicht noch nichts von der niedersächsischen Ortschaft Schulenberg gehört. Sie ist vor über 60 Jahren nach dem Bau der Okertalsperre geflutet worden. Doch 2018 ist die versunkene Ortschaft aufgrund des heißem Sommers plötzlich wieder aufgetaucht. Antenne-Reporter Daniel Flüß war vor Ort, um sich ein Bild von den Ruinen der Stadt zu machen.
Antenne-Reporter Daniel Flüß befindet sich an den Ruinen von Schulenberg an der Okertalsperre (Foto: Antenne Niedersachsen)
Verschollenes Schloss-Inventar bei Ebay gefunden
Auch in Stadthagen ist ein Wahrzeichen verschwunden: Lange Zeit hing an der Decke des Stadthäger Schlosses ein Leuchter aus Hirsch-Geweihstangen, genannt das "Lüsterweibchen". Bis es dann spurlos verschwand. Vor einigen Jahren wurde es zufällig bei Ebay gefunden und mit Hilfe von Sponsoren ersteigert. Wenn ihr das nächste Mal im Trauzimmer des alten Rathauses seid, dann schaut doch mal an die Decke. Dort hat es nämlich jetzt seinen Platz.
Der geklaute Leibniz-Keks
Zugegeben, der goldene Leibniz-Keks vom Bahlsen-Stammsitz in Hannover ist zwar nicht mehr verschollen, trotzdem sorgte sein Diebstahl weltweit für Schlagzeilen, nachdem ein Erpresserbrief, unterzeichnet mit "Krümelmonster", aufgetaucht war. Darin befand sich auch ein Foto, auf dem die Figur aus der "Sesamstraße" den goldenen Keks in Händen hielt. Der Unbekannte im Krümelmonster-Kostüm forderte Keks-Spenden für ein Kinderkrankenhaus und ein Tierheim - Firmenchef Werner Michael Bahlsen lehnte dies zunächst ab, spendete dann aber 52 000 Kekspackungen an 52 soziale Einrichtungen. Am 21. Januar 2013 war die "Keks-Entführung" per Polizeimitteilung bekannt geworden, am 5. Februar 2013 tauchte das 100 Jahre alte Kunstwerk plötzlich wieder auf. Es baumelte am Hals des Niedersachsen-Rosses vor der Leibniz Universität Hannover - versehen mit einer goldenen Schleife. Wer den Keks geklaut hatte, ist bis heute unbekannt.

Der Goldene Leibnizkeks hängt am Stammsitz der Firma Bahlsen in Hannover., Foto: picture alliance/dpa