29. Januar 2025 – Enja Grosse (deaktiviert)
Wusstet ihr...?
10 Fakten über... Vöhrum
Über 1.000 Jahre Geschichte prägen das 7.000 einwohnerreiche Dorf Vöhrum. Sogar der ehemalige US-Präsident Barack Obama hielt bereits ein Stück Vöhrum in seiner Hand. Was hat Vöhrum mit der Elbphilharmonie zu tun und was hat es mit dem falschen Ortswappen auf sich?
Willkommen in Vöhrum. Dieses Schild, inklusive Ortswappen, steht am Ortseingang und begrüßt alle Autofahrer aus Richtung Sievershausen. (Foto: Antenne Niedersachsen/ Enja Grosse)
Fakt 1: Was haben Obama und Vöhrum gemeinsam?
Wir sind uns sicher: Ihr hattet bestimmt alle schonmal ein Stück Vöhrum in der Hand, denn sogar der ehemalige US-Präsident Barack Obama und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hatten das. Wie kann das sein? Ganz einfach:
Obama hat sich mit einem Stift aus dem Vöhrumer Pelikan-Werk 2016 ins Goldene Buch der Stadt Hannover eingetragen und zusammen mit Angela Merkel die Industriemesse eröffnet. Dieser Stift wurde extra für den Anlass angefertigt und graviert (siehe Bild). Es handelt sich um einen Tintenroller R800 in Schwarz/Blau. Ein Duplikat des Schreibgeräts wird im Werk in Vöhrum ausgestellt, das Original hat Obama mit nach Washington genommen.
Auch Stephan Weil hat bereits einen Stift aus dem Vöhrumer Werk, in der Hand gehalten und war für eine Werksbesichtigung sogar in Vöhrum zu Besuch.
Ihr hattet sicherlich auch schon mal einen Füller, Textmarker, Radiergummi, Tuschkasten oder ein anderes Stück von Pelikan in der Hand und somit auch ein Stück Vöhrum. Denn die Schreib-, Mal- und Büroprodukte der Firma Pelikan PBS-Produktionsgesellschaft mbH & Co. KG werden seit 1973 im Werk in Vöhrum hergestellt.
Ein Duplikat des Tintenrollers R800 in Schwarz blau mit Gravur "President Barack H. Obama signing of the Golden Book City of Hannover, Germany 24. April 2026". Ausgestellt im Foyer bei Pelikan in Vöhrum. (Foto: Pelikan)
Fakt 2: Der silberne Irrtum
Wie konnte das denn passieren? Das Dorf Vöhrum hatte über 20 Jahre ein falsches Ortswappen.
Daran schuld ist eine Ortsratssitzung aus dem Jahr 2000, in der eine Wappenänderung beschlossen wurde. Das Wappen sollte an die Beschreibungen im Braunschweigischen Wappenbuch von 1977 angepasst werden. Nur darin lag eine falsche Beschreibung des Ortswappens vor. Das Wappen wurde fälschlicherweise mit einem silbernen Doppelstrom beschrieben. Dieser war jedoch eigentlich schon immer, ebenso wie die Brücke, in goldfarben. Wie diese falsche Eintragung im Wappenbuch zustande kam, ist bis heute unklar.
Die Wappenänderung im Jahr 2000 war beschlossene Sache und der Doppelstrom änderte seine Farbe von Gold zu Silber. Dieser Fehler wurde erst über 20 Jahre später im Zuge der Recherchen im Jahr 2021 für die Dorfchronik zum Fest „Vöhrum – 1000 Jahre und mehr“ entdeckt. Daraufhin wurde das Ortswappen wieder in seine ursprüngliche, korrekte Darstellung geändert.
Das Vöhrumer Ortswappen zeigt nun wieder einen rot-goldenen Brückenbogen über goldenem Doppelstrom. Diese Form des Wappens wurde erstmals 1951 genehmigt. Die Farben Gold und Rot erinnern an die frühere Zugehörigkeit zum Fürstbistum Hildesheim. Zusätzlich greift das Wappen die Entstehung des Dorfes auf, das sich an einer Furt (eine flache Stelle im Gewässer) des Flusses "Fuhse" entwickelt hatte. Dort wurde später eine Brücke gebaut. Außerdem erinnert das Wappen an den früheren Ortsnamen "Vorden", der "Furtheim" bedeutet.
Das Vöhrumer Ortswappen. Ein goldener Doppelstrom unter einem Brückenbogen auf rotem Grund. (Foto: Antenne Niedersachsen/ Enja Grosse)
Fakt 3: Da brennt nichts an
Die Freiwillige Feuerwehr Vöhrum gibt es seit fast 100 Jahren – sie wurde am 02. Mai 1926 gegründet. Damals verfügte sie über eine Handdruckspritze, Saug- und Druckschläuche, eine lange Leiter und zwei Einreißhaken, letztere wurden restauriert und sind noch heute im Feuerwehrhaus erhalten.
Aber auch vor 1926 gab es schon eine Feuerwehr in Vöhrum. Da sich nicht genug freiwillige Männer meldeten, es aber nach niedersächsischem Gesetz Pflicht war, ein organisiertes Löschwesen sicherzustellen, wurde in Vöhrum die Pflichtfeuerwehr eingerichtet. Ein charmantes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1870, das soganannte Spritzenhaus, diente einst als Unterbringungsort der Pflichtfeuerwehr. Es stand an der Ecke der Kirchvordener Straße mit Blick in den Quellengrund. An dieser Stelle wurde 1956 ein Neubau errichtet, der bis 1973 genutzt wurde. Bis das neue Gerätehaus am heutigen Standort in der Straße „Zum Eichholz“ eingeweiht wurde.
Fakt 4: Den Durchblick haben mit Vöhrumer Glas
Bereits prominente Persönlichkeiten wie Angela Merkel, Barbara Schöneberger oder Tom und Bill Kaulitz haben durch Vöhrumer Glas geschaut, denn das ist unter anderem in der Elbphilharmonie in Hamburg verbaut. Dafür gesorgt hat die Firma HoffmannGlas GmbH & Co. Glasgroßhandlung KG, die 1935 gegründet wurde und deren Stammhaus seit 1966 in Vöhrum steht.
Hier sitzt nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Verarbeitung und der Abtransport zum Kunden finden hier statt. Die Firma hat 250 verschiedene Gläser im Sortiment, die täglich zu individuellen Scheiben gefertigt werden.
Das Vöhrumer Glas ist nicht nur in der Hamburger Elphi verbaut, sondern zum Beispiel auch in Berlin im Einkaufszentrum „Bikini Berlin“ und auf verschiedenen Schiffen der AIDA Flotte.
Das Stammhaus der Firma HoffmannGlas in Vöhrum. (Foto: Antenne Niedersachsen/ Enja Grosse)
Fakt 5: Ein Haus mit vielen Facetten
Ein Haus, viele Geschichten: Hof, Gaststätte, Soldatenunterkunft, Schule, Apotheke. Das Haus der heutigen Einhorn Apotheke erzählt eine beeindruckende Geschichte, die bis ins Jahr 1631 zurückverfolgt werden kann.
Damals war es der Hof der Familie Deneke. Später fungierte das Haus als Gaststätte. Zuerst unter dem Namen „Deutscher Kaiser“ und später als "Deutsches Haus" bekannt, war es eine von 16 Vöhrumer Kneipen. Im Jahr 1932 brannte das Haus komplett nieder, wurde aber kurz danach wieder aufgebaut. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs diente das Haus als Unterkunft für amerikanische Besatzungssoldaten und nach dem Krieg vorübergehend als Unterbringungsort einer Schule, bevor es erneut als Gaststätte genutzt und 1960 schließlich zur Apotheke wurde, die dort bis heute untergebracht ist.
Das Haus Kirchvordener Straße Nr.5. Das Haus erzählt eine lange Geschichte, heute ist dort die Einhorn Apotheke untergebracht. (Foto: Antenne Niedersachsen/ Enja Grosse)
Fakt 6: Das war dem König zu holprig
Friedrich Wilhelm II (König von Preußen 1786-1797) war in Vöhrum... zumindest auf der Durchreise. Und zwar im Jahr 1788. Da der König bequem reisen wollte, musste dafür extra eine Straße an der Landwehr repariert werden, die durch das Austreten eines naheliegenden Teiches beschädigt war. Diese kostspielige Maßnahme, die bei den Untertanen auf Unmut stieß, belief sich auf 32 Taler, 4 Groschen und 4 Pfennig. Ganze 18 Jahre hat es gedauert, bis die Arbeiten bezahlt wurden, da sich das Volk nicht einigen konnte, wer den Betrag zahlen soll.
Fakt 7: Da fehlt doch was
Dank der Unterstützung von Sponsoren konnte in Vöhrum am 1. Mai 1999 erstmals der beeindruckende, 15 Meter hohe Maibaum errichtet werden. Dieser prächtige "Baum" ist ein langer Pfahl, trägt die Embleme der örtlichen Vereine und erinnert an geschichtliche und traditionelle Bräuche des Ortes. Alle Figuren wurden in Vöhrum selbst entworfen und hergestellt. Aber ein Platz am Maibaum ist leer: ein Emblem auf der linken Seite, der zweite Platz von oben fehlt. Früher stand dort ein Mann, der Trompete spielte. Bei ihm handelte es sich um das Symbol für die Vöhrumer "St. Barbara Kapelle", das bei einem Sturm beschädigt wurde. Nun soll die Figur nach alten Vorlagen neu hergestellt werden.
Der Vöhrumer Maibaum. Er wurde am 1. Mai 1999 erstmals aufgestellt und steht im Vöhrumer Dorfpark. Ein Platz auf der linken Seite, der zweite von oben ist leer, die Figur fehlt seit einem Sturm. (Foto: Antenne Niedersachsen/ Enja Grosse)
Fakt 8: Die Schätze unter Vöhrum
1930 und 1931 wurde unter Vöhrum wertvolles Eisenerz entdeckt, das sich als abbauwürdig herausstellte. Die dafür errichtete Doppelschachtanlage war viele Jahre in Betrieb. Geografisch gesehen befand sie sich auf Vöhrumer Gebiet, hieß aber "Schachtanlage auf Telgte". Das liegt wahrscheinlich daran, dass Vöhrum und dessen Nachbarort Telgte fast nahtlos ineinander übergehen und die Dorfgrenzen auch heute noch schwer nachvollziehbar sind.
Die Schächte waren zusätzlich unter de Bezeichnungen „Peine 1“ und „Peine 2“ bekannt. Peine ist die Stadt, zu der die Ortschaft Vöhrum gehört und direkt an Telgte grenzt. Ein Emblemen am Vöhrumer Maibaum weist noch heute auf die damalige Schachtanlage hin.
In den Jahren 1944 und 1946 ereigneten sich dort Bergwerksunglücke. Heute erinnern eine Gedenkstätte sowie ein Denkmal aus einer Original-Seilscheibe und einem mit Erz gefüllten Förderwagen an diese Zeit.
Fakt 9: Ein Mann - eine Mission
Die idyllische Parkanlage „An den zwei Bäumen“, vielen besser bekannt als "Park am Kötherkamp", erzählt eine Geschichte, die nur wenige wissen. Was heute als grünes Paradies perfekt für Spaziergänge ist, war einst eine weitläufige Sandgrube. Vor vielen Jahrzehnten widmete sich ein Mann namens Grabia hier seiner ungewöhnlichen Mission: Tag für Tag, Jahr für Jahr schaufelte er unermüdlich allein den Sand in Loren, die zur nahegelegenen Ziegelei transportiert wurden. Der Straßenname „An der Ziegelei“ erinnert noch heute an die Fabrik und an die Zeit, in der aus dem Sand und zugemischtem Ton Ziegel gebrannt wurden. Die damalige Sandgrube wurde später mit Bauschutt jeglicher Art aufgefüllt und ist daher nicht bebaubar, aber perfekt als Park geeignet.
Fakt 10: Tradition in Flammen
Das Vöhrumer Schützenfest ist im Ort nicht wegzudenken: Es wird drei Tage lang getanzt und gefeiert. Ein großer Umzug mit feierlicher Eröffnung, die Königsproklamationen, Autoscooter und vieles mehr machen das Vöhrumer Schützenfest aus. Anders als in anderen Dörfern marschieren nur Schützinnen, Schützen und Spielmannzüge bei den Umzügen mit: Dorfvereine wie die Feuerwehr oder Sportvereine nehmen nicht daran teil.
Ein bis heute überliefertes Ereignis war der Brand einer Schießbude vor über 110 Jahren – im Jahr 1905 – als beim Schießen versehentlich die Lampe eines Wagens getroffen wurde und dieser in Flammen aufging. Natürlich war die Feuerwehr zur Stelle und löschte den Brand.
Ursprünglich "Freischießen Vöhrum" genannt, hat das Dorffest eine lange und bewegte Geschichte. Erstmals wurde es im Jahr 1858 in der Peiner Zeitung erwähnt; damals noch als Veranstaltung eines Gastwirts. Später organisierte die Junggesellschaft das Fest über Jahrzehnte hinweg. Seit 1951 wird das Fest gemeinsam mit der Schützengilde veranstaltet.
Heute findet das traditionsreiche Fest in einem Festzelt jährlich auf dem Festplatz zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Sportplatz am ersten Augustwochenende statt.