Wusstet ihr...?

10 Fakten über... Rhüden

Wisst ihr, warum ein Bauer vor fast 200 Jahren fast ganz Rhüden in Brand steckte? Oder für welches Lebensmittel die Rhüdener Kirche als Schmugglerort diente? Hier erfahrt ihr 10 spannende Fakten über Rhüden, den kleinen Ort am Harzrand, von denen ihr bestimmt noch nichts wusstet!

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Foto: picture alliance/dpa

1. "Die goldene Zeit" von Rhüden

Wusstet ihr, dass der kleine Ort Rhüden mit aktuell weniger als 3.000 Einwohner einmal ein richtiges Industriezentrum war? Eine Saline, also eine Anlage zur Gewinnung von Salz, ein Kaliwerk, eine Schokoladenfabrik, ein Betonwerk, ein Bahnhof und gleich mehrere Zigarettenfabriken – das alles und noch mehr gab es mal in Rhüden! Dank einer Solequelle wurde 1689 eine Saline errichtet, in der fast 200 Jahre lang Speisesalz hergestellt wurde. Kurz nach der Schließung der Saline bekam Rhüden einen Bahnanschluss, der den 1896 entstandenen Kalibergbau begünstigte. "Die goldene Zeit" in Rhüden begann: Es wurden über 700 Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft befand sich im Aufschwung. Nach dem Ersten Weltkrieg endete diese Zeit, denn fast alle Werke wurden aufgrund des Konkurrenzkampfes stillgelegt. Heute erinnert nur noch der Salinenweg entlang der ehemaligen Anlage an die ehemals goldene Zeit.

2. 50 Jahre Treue der "Tante Minna"

Die Witwe Minna Rühmann wurde 1960 als erste Einwohnerin Rhüdens mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie erhielt das Verdienstkreuz zur Würdigung der Tatsache, dass sie 50 Jahre lang treu dem Hof Wilhelm Probst diente. Sie arbeitete als Tagelöhnerin beziehungsweise als "Mädchen für alles" und war im Ort als "Tante Minna" allgemein bekannt. Sie zeigte ihre langjährigen Dienste in vorbildlicher Treue und half auch mit 74 Jahren noch auf dem Hof mit – ein Beispiel menschlicher Verbundenheit.

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(Foto: Privat)

3. Deutschlands Vierbeiner in Rhüden

Bis zu viermal im Jahr baut der Verein für Deutsche Schäferhunde in Rhüden einen Parcours auf, damit Hundetrainer aus ganz Deutschland diesen mit ihren Hunden absolvieren können. Es gibt es vier Leistungsklassen an denen jeder teilnehmen kann, um es in die nächsthöhere Leistungsklasse zu schaffen. Dafür muss der Parcours fehlerfrei geschafft werden oder einer der ersten drei Plätze belegt werden. Je höher die Leistungsklasse ist, desto höher sind die Anforderung. Wer es in der vierten Klasse, der Königsklasse, schafft, den Parcours mehrfach fehlerfrei zu meistern und einen der ersten drei Plätze belegt, qualifiziert sich für höhere Meisterschaften. Das gelang vor zwei Jahren auch Angela Schäfer, der Besitzerin des Hundevereins. Sie nahm mit ihrem Schäferhund bei den deutschen Meisterschaften teil und belegte den 10. Platz.

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4. Die radelnden Meisterschafts-Zwillinge

Es ist 1970 und die Rhüdener Zwillinge Rita und Helga Eggerling fahren Seite an Seite auf ihren Reigenrädern bei den Deutschen Meisterschaften in Hannover. Zuerst fuhr jede der Schwestern auf ihrem eigenen Rad, später absolvierten sie zu zweit auf einem Rad Kunststücke. Mit dieser Choreographie belegten sie den ersten Platz und wurden Deutsche Meisterinnen. Das Kunstradfahren war bereits vor Helga und Rita Teil der Familie: Ritas und Helgas Großvater war Mitgründer des Radsportvereins in Rhüden und ihr Vater fuhr ebenfalls Kunstrad. Heute trainiert ihre Schwester Renate noch immer Kunstradfahrer in Rhüden und auch Renates Kinder und Enkelkinder fahren fleißig mit. Die Sportart wird also mittlerweile schon seit 5 Generationen in der Familie betrieben.

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(Foto: Privat)

5. Schnell, schneller, Seifenkistenrennen

Seit mehr als 30 Jahren gibt es in Rhüden jedes Jahr ein Seifenkistenrennen – mittlerweile eine echte Tradition. Ihr dürft bei den Rennen so oft fahren wie ihr möchtet. Bei jeder Fahrt wird eure Zeit gemessen und für den schnellsten Rennfahrer gibt´s sogar einen Pokal! Das Rennen startet auf dem Lindenberg und führt bergab durch das Dorf. Die Seifenkisten werden nach dem Fahren mit einer Mofa wieder zum Start gezogen. Die Feuerwehr verkauft dabei Pommes und andere Kleinigkeiten und rundet das Event damit ab. Gegen 18 Uhr endet das Rennen und der Schnellste Fahrer gewinnt den Pokal.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde Rhüden aufgeteilt in Groß und Klein Rhüden auf Grund der naturräumlichen Teilung. Klein Rhüden gehörte zum Herzogtum Braunschweig und Groß Rhüden zum Fürstbischof von Hildesheim. Die Grenze verlief am damaligen Flussverlauf der Nette. Doch es blieb nicht nur bei der räumlichen Trennung: Es gab auch getrennte Friedhöfe, Feuerwehren und verschiedene Eingänge in die Kirche. Die Klein Rhüdener benutzen den Nebeneingang und die Groß Rhüdener den Haupteingang, obwohl die Kirche in Klein Rhüden stand. Und auch innerhalb der Kirche mussten die Rhüdener getrennt sitzen: Klein Rhüdener rechts und Groß Rhüdener links. Auch nach der Rhüdener Wiedervereinigung im Jahr 1975 sitzen die Einwohner heute noch nach altem Muster in der Kirche.

7. Flammender Versicherungsbetrug

1834 wollte ein Rhüdener Bauer durch Versicherungsbetrug seinen Hof sanieren. Er zündete sein Haus an und wollte den Wiederaufbau von der damals erst kürzlich gegründeten Brandkasse finanzieren lassen. Das Problem: Die Häuser in Rhüden waren zu dieser Zeit sehr dicht aneinander gebaut. Als der Bauer seinen Hof in Brand steckte, entzündeten sich auch die anderen Häuser rasend schnell. Innerhalb kürzester Zeit stand fast ganz Rhüden in Flammen. Klein Rhüden brannte inklusive Kirche fast komplett nieder, Groß Rhüden nur in Teilen. Der Bauer wurde nach seiner Brandstiftung erwischt, verhaftet und musste für den Rest seines Lebens in Lüneburg im Steinbruch arbeiten. Dort ist er auch gestorben. Für Rhüden gab es trotzdem ein Happy End: Dank der Brandkasse, in die die Bauern regelmäßig Beiträge zahlten, konnte Rhüden in einem halben Jahr fast komplett wieder aufgebaut werden. Der Neubau der Kirche verzögerte sich jedoch um 50 Jahre, da diese keine Beiträge zu Brandkasse beisteuerte und somit auch kein Geld erhielt. Die St. Georg Kapelle in Groß Rhüden diente in dieser Zeit als Versammlungsort der Kirchengemeinde. Erst 1888 wurde die Kirche wieder aufgebaut.

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(Foto: farbkombinat - stock.adobe.com)

8. Kick it like Hannover

Die Rhüdener Fußballjugend bekommt alle zwei Jahre Unterstützung aus Hannover. Trainer von der Fußballschule Hannover 96 besuchen für drei Tage den kleinen Ort am Harzrand und trainieren Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 14 Jahren. Die Kooperation besteht bereits seit 2002 und fand früher jedes Jahr statt. Wegen fehlender finanzieller Mittel findet sie inzwischen nur noch alle zwei Jahre statt.

9. Schmuggel des weißen Golds von Groß nach Klein Rhüden

Wie ist man in Klein Rhüden früher leicht und billig an Salz gekommen, wenn die Salzanlage doch in Groß Rhüden stand? Ganz einfach: Salzschmuggel. Denn zu dieser Zeit war Salz wertvoller und konnte noch nicht so einfach für wenige Euros im Supermarkt gekauft werden. Wenn die Einwohner von Groß nach Klein Rhüden oder umgekehrt, zum Beispiel zum Arbeiten, gehen mussten, wurden sie in Zollstationen an der Grenze kontrolliert.

Üblicherweise mussten sie also Zollgebühren bezahlen, um Ware auf die andere Seite von Rhüden mitzunehmen. Damit Familienmitglieder oder Freunde in Klein Rhüden auch günstiger Salz bekommen konnten, schmuggelten Groß Rhüdener es heimlich über die Grenze mit. Vor allem kam es aber auch in der gemeinsamen Kirche immer wieder zu Schmuggelaktionen. So schafften es viele Klein Rhüdener trotz der Zollstationen, für wenig Geld an Salz zu kommen und mussten keine Zollkosten tragen. Jedoch war es besser sich dabei nicht erwischen zu lassen, denn sonst drohte eine Geldstrafe.

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(Foto: radiomarlena - stock.adobe.com)

10. Die Tradition des Maiweckens

Jedes Jahr am ersten Mai ziehen der Musikzug der Feuerwehr, sowie der Musikverein durch die Straßen von Rhüden. Dabei singen sie den Rhüdenern Ständchen, um den Beginn des Mais zu feiern. Das Maiwecken fand das erste Mal vor über 40 Jahren statt und wird bis heute fortgeführt. Dieses Jahr konnten aufgrund der Corona Pandemie keine großen Gruppen durch die Straßen ziehen, also haben sich die Musiker etwas anderes überlegt. Vier Mitglieder des Musikvereins haben um 10 Uhr morgens „Der Mai ist gekommen“ vom Kirchturm in Rhüden gespielt und den Einwohnern so eine Freude bereitet.

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