28. Januar 2022 – Johanna Grüter

Wusstet ihr...?

10 Fakten über... Fürstenau

Ein deutschlandweit einzigartiges Abiturfach, einen Olympiasieger und noch vieles mehr hat die Kleinstadt mit Bundeswehrgeschichte zu bieten. Hier erfahrt ihr zehn Fakten über Fürstenau, von denen ihr bestimmt noch nichts wusstet!

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Das Schloss von Fürstenau im Frühling. Das Wahrzeichen der Stadt ist von einem 13 Meter breiten Wassergraben umgeben. Foto: Holger Lichtenberg

Wenn die Soldaten früher nach Fürstenau ziehen mussten, so antworteten sie auf die Frage, wo die Stadt denn liege: "In Fürstenau ist der Himmel blau, da tanzt der Ziegenbock mit seiner Frau." Ist Euch diese Ortsangabe noch zu ungenau, dann werdet ihr im nördlichen Landkreis Osnabrück an der Grenze zum Emsland fündig.

Aufgepasst: Jetzt erfahrt ihr mehr über Fürstenau, als die dort stationierten Soldaten wussten!

Kleinste Hansestadt Niedersachsens

Seit gut fünf Jahren darf sich die 9.500 Einwohner-Stadt Fürstenau die kleinste Hansestadt Niedersachsens nennen. Vorher trug Gronau im Landkreis Hildesheim diesen Titel, doch den musste die Stadt am 1. November 2016 abgeben. Damals schloss sich der Ort mit seinen umliegenden Gemeinden zusammen und übertrifft seitdem mit seiner Einwohnerzahl Fürstenau. Neben diesem Fakt findet ihr hier noch 10 weitere interessante Fakten über Hildesheim.

Schon gewusst? Hansestädte müssen nicht zwangsläufig an einem Meer oder einer Flussanbindung liegen. Im Binnenland gibt es über 200 Städte, deren Zugehörigkeit zur Hanse lose festgelegt wurde. Kaufleute haben dort im 14. und 16. Jahrhundert hansische Privilegien in Anspruch genommen.

Seid ihr ein Fürstenauer Pfahlbürger?

"Pfahlbürger" oder auf plattdeutsch "Poahlbürger" sind Einwohner, die schon seit Generationen in einem Ort leben. Um sich als Fürstenauer "Poahlbürger" bezeichnen zu können, müsst ihr ein paar Kriterien erfüllen. Treffen diese Aussagen auf Euch zu, gehört ihr zu den waschechten Fürstenauern:

  • Ihr seid in Fürstenau geboren.
  • Ihr seid in Fürstenau zur Schule gegangen.
  • Ihr seid mindestens einmal ins Wasser des Schlossgrabens gefallen.

Na, habt ihr den Test bestanden? ;-)

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In das Schlossgraben-Wasser sind die Fürstenauer Pfahlbürger schon alle reingefallen. Foto: AdobeStock © PrieshoffPixEL

Geheimes Quartier

Fürstenau diente der Landesregierung Niedersachsens im "Kalten Krieg" zwischen 1960 bis 1990 als provisorischer Ausweichsitz. Wäre es damals zu einem Angriff gekommen, hätte die Regierung aus Hannover in die Pommernkaserne verlegt werden können.

Aber warum gerade dorthin? Die Blöcke 32 und 33 der Kaserne boten eine besondere Ausstattung: In den herkömmlichen Unterkunftsblöcken gibt es in jedem Raum oberhalb als auch unterhalb der Erde einen Fernsprechanschluss. So war man im Sonderfall durch die vielen Fernsprechanschlüsse stets erreichbar. Damit ist die Pommernkaserne die einzige. Jetzt wisst ihr schon mehr Geheimnisse über das Gebäude, als so mancher Soldat, der dort selbst gewohnt hat!

Die fliegende Meerjungfrau

Wer von der Ostseite in die Innenstadt Fürstenaus geht, passiert dabei das Hohe Tor, dessen Türmchen eine ganz besondere Wetterfahne schmückt: eine Meerjungfrau. Aber weshalb findet man dieses Fabelwesen an einem Ort ohne Flussanbindung oder Marine-Historie?

Die Meerjungfrau deutet auf den 13 Meter breiten Wassergraben hin, der das Schloss Fürstenaus umgibt. Doch auch die Stadt Fürstenau war in früheren Zeiten durch einen zusätzlichen Wassergraben geschützt. Die Wetterfahne repräsentiert die Stadt und ihr Wahrzeichen, das Schloss. Möchtet ihr einen Blick auf die Meerjungfrau werfen, müsst ihr allerdings Adleraugen haben. Oder ihr bringt einfach ein Fernglas mit!

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Die Meerjungfrau auf der Spitze des Hohen Tors. Sie repräsentiert das Wahrzeichen der Stadt. Foto: Antenne Niedersachsen

Hier raucht der Schornstein

In Schwagstorf, einem Ort der Samtgemeinde Fürstenau, betreibt die Bäckerei Büscher ihre Hauptfiliale. Dort wird neben selbstgemachtem Gebäck auch Pumpernickel hergestellt, für das die Bäckerei im Emsland wie auch im Landkreis Osnabrück bekannt ist.

Das Pumpernickel wird in einem Dampfkammerbackofen 20 Stunden lang gebacken, bevor es dann in umliegenden Supermärkten in 500g-Portionen vertrieben wird. Wöchentlich werden 2.500 Stück dieser Päckchen ausgeliefert. Würde man eine jährliche Lieferung an 500g-Pumpernickeln einzeln hintereinander backen, würde die Backzeit 1.300.000 Stunden betragen. Alle verkaufsbereiten Brote einer jährlichen Lieferung haben also insgesamt rund 148 Jahre lang gebacken.

Schon gewusst? Pumpernickel wurde in Osnabrück erfunden. Hier gibt's noch weitere spannende 10 Fakten über Osnabrück.

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Hier findet ihr noch mehr spannende Fakten über Niedersachsens Gemeinden und Städte! Ist euer Heimatort auch schon mit dabei?

10 Fakten über...

Auf dem Pferderücken Richtung Abitur

Wer in Fürstenau zur Schule geht, hat seit 2015 die Möglichkeit, eine ganz besondere Abiturprüfung abzulegen. Damit hat sich die Integrierte Gesamtschule (kurz IGS) Fürstenau deutschlandweit zur Sensation gemacht, denn Abiturienten können im Rahmen ihres Sportabiturs nun Voltigieren als Teilprüfung wählen.

Jährlich nehmen das Angebot ein bis zwei Schüler an. Die dreiteilige Prüfung wird in der schuleigenen Kinder- und Jugendreithalle abgehalten. Darin präsentieren die Abiturienten Übungen am Holzpferd, eine Partnerübung und eine Kür auf dem "richtigen" Pferd. Geprüft werden sie dabei von der Bundestrainerin für Voltigieren sowie Olympia-Reiterin Ulla Ramge. Zusammen mit dem niedersächsischen Kultusministerium hat die Schule außerdem eine eigene Fortbildung entwickelt, mit der sich Lehrer zu Voltigier-Prüfern weiterbilden können.

Die IGS Fürstenau hat selbst die Initiative für das einzigartige Prüfungsfach ergriffen und kooperiert mit dem örtlichen Reit- und Fahrverein. Nicht nur für ihre Schüler bietet die Schule Projekte mit Pferden an. Sie engagiert sich auch für Kinder der gesamten sozialen Bandbreite und begleitet sie mit den Tieren von der Krippe bis zum Abitur.

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Teilnehmerinnen der reitsportlichen Angebote vor der schuleigenen Reithalle. Foto: IGS Fürstenau

Vom Soldat zum Olympiasieger

1972 holte der Deutsche Bernd Kannenberg bei den Olympischen Spielen in München die Goldmedaille im 50-km-Gehen. Vor seinem Sieg war der ehemalige Sportsoldat in der Pommernkaserne Fürstenau stationiert. Schon damals zeichnete sich sein außergewöhnliches Sporttalent ab, denn im Rahmen des Soldatenwettkampftages der Pommernkaserne gewann er im November 1964 den 5.000-m-Lauf.
Nach Dienstschluss ist Kannenberg bei gutem Wetter gegen 18 Uhr ins 25 Kilometer entfernte Lingen gelaufen, hat dort ein Glas Radler zur Erfrischung getrunken und war dann gegen 21:30 Uhr zurück in der Pommernkaserne.

Fun-Fact: Für 25 Kilometer braucht man als durchschnittlicher Geher bis zu 5:30 Stunden.



Der Mondkönig von Fürstenau

Wer in Fürstenau wohnt, ist vor einem skurrilen Spitznamen nicht sicher. Egal, ob der Name mit einem sonderbaren Umstand verknüpft ist, oder einfach der Kreativität der Fürstenauer entsprungen ist: In Fürstenau werden die Leute durch ihre kuriosen Namensgebungen auf einer privaten Liste in Erinnerung gehalten.

  • Kopfschuss-Willi: Der Herr mit diesem gefährlich klingenden Spitznamen wurde beim Schützenfest beim Anzeigen der Nummer am Schießstand angeschossen. Es handelte sich dabei um einen Streifschuss am Kopf.
  • Fief-Marks Herm: Ein Mann, der bei einer Zimmerei in Bippen (Samtgemeinde Fürstenau) arbeitete, hat illegal 5-Mark-Stücke produziert. Dafür kam er mit seiner Frau ins Gefängnis, die dort deren Sohn zur Welt brachte. Später übernahm Fief-Marks Herm eine leitende Funktion bei der Errichtung des Heimathauses der Ortschaft Settrup.

Weitere witzige Spitznamen aus Fürstenau sind:

  • Die Drei Eisheiligen
  • Doktor Mörtel
  • Gräfin Bluna
  • Kurfürst
  • Mercedes-Ape
  • Mondkönig
  • Pfeifers Wackelkopp
  • Raketen-Clemens
  • Ständer-Oma

Wie die Menschen zu diesen Namen gekommen sind, könnt ihr Euch selbst zusammenreimen.

Einen Riela, bitte!

Einer der für Fürstenau bekanntesten Schnäpse ist der Riela. Der Kräuterlikör der Kornbrennerei Becker ist bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und ein beliebtes Geschenk bei den Fürstenauern. Verschenkt wird nicht nur eine 0,7-Liter-Flasche des edlen Tropfens, sondern auch gleich eine ganz besondere Aufgabe: der Inhalt der Flasche reicht, um 32 Pinneken (Schnapsgläser) zu füllen. Wer es noch nicht geschafft hat, genau 32 Kurze aus seiner Flasche Riela auszuschenken, kann sich das auf der nächsten Feier als Party-Mission vornehmen.

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Im Verkaufsraum der Kornbrennerei Becker können sich Kunden ihre Geschenk-Artikel mit einem eigenen Etikett personalisieren lassen. Foto: Touristikinformation Fürstenau

Eine Nacht im Gefängnis

Wenn ihr gerne in geschichtsträchtigen Gemäuern nächtigt, seid ihr im Hotel Amtsgefängnis Fürstenau genau richtig. Dort könnt ihr die ehemaligen Zellen bewohnen, in denen Diebe, Steuerbetrüger und andere Straftäter schon ihr Urteil absitzen mussten. Das Hotel bietet wenig Komfort, dafür reichlich Mitmach-Aktionen: Ihr müsst Feuerholz hacken, Zimmer-Service ist hier ein Fremdwort und das beim Bäcker vorbestellte Frühstück muss von Euch selbst abgeholt werden.

Zieht ihr in das Amtsgefängnis ein, schlüpft ihr auch gleichzeitig in die Rolle eines Insassen. Ihr tauscht eure Kleidung gegen die stereotypische schwarz-weiße Häftlingskleidung. Die ist auch bei "Freigängen" zu tragen. Die Anwohner Fürstenaus danken Euch Gästen für Eure Disziplin und schenken daraufhin den sogenannten "Freigänger-Schluck" aus. So wird die gesamte Stadtfläche zum Spielbrett und die Gemeinde belebt.

Diese unkonventionelle Art der Hotellerie gewinnt momentan stark an Beliebtheit. Neben dem Hotel hat sich das restaurierte Amtsgefängnis noch die ehemalige Mörderzelle und den Duschraum aus dem 18. Jahrhundert beibehalten. So interpretiert Fürstenau die Kombination von Museum und Erlebnishotel.

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Der ehemalige Knast wurde von 1720 bis 1972 für die Unterbringung von Gefangenen genutzt. Foto: picture alliance/dpa

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