07. November 2024 – Sascha Funke

Podcast mit Olli Seidler

Martin Kind: Der Mensch hinter der Fußball-Reizfigur

Im exklusiven Gespräch mit Olli Seidler gewährt der langjährige Klub-Boss von Hannover 96, Martin Kind, seltene Einblicke in den Verein, sein Innenleben und seine politischen Ansichten.

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Momentaufnahme: Hannover 96 als Tabellenführer

Antenne Niedersachsen Sportchef und SKY-Kommentator Olli Seidler trifft einen gut aufgelegten Martin Kind in der Firmenzentrale von Kind Hörgeräte in Großburgwedel. Obwohl sein Sohn Alexander hier mittlerweile die Geschäfte führt, hat der Senior-Chef noch seinen festen Platz im Familienunternehmen. 

„Die Roten“ grüße nach 11 Spieltagen der zweiten Fußball-Bundesliga von der Tabellenspitze grüßen. Dieser Fakt ist für den als 96-Geschäftsführer nach einem BGH-Urteil endgültig abgesetzten Martin Kind eine „erfreuliche Momentaufnahme“. Große Emotionen aber? Fehlanzeige. Viel lieber spricht er von „Vernunft und Realismus“ und sagt Sätze wie: „Fußball bedeutet auch immer Infrastruktur“. Dass er damit nun nicht gerade die Herzen der Fußballfans erreicht, ist ihm klar. Doch darum geht es ihm offensichtlich nicht. Noch wichtiger als die aktuelle, sportliche Entwicklung der Mannschaft ist ihm die Entwicklung der Infrastruktur im 96-Umfeld, die er mit angeschoben hat. Aufgrund erheblicher Investitionen z.B. ins Nachwuchsleistungszentrum, der 96-Akademie, sei man nun „erstligatauglich und wettbewerbstauglich.“

Das Fan-Feindbild

Der Fußballfunktionär zeigt sich als streitbarer Mann mit klaren Prinzipien. Sein Name ist untrennbar verknüpft mit dem Streit um die 50+1-Regel, die dem Mutterverein das letzte Wort vor Geldgebern sichert. Prinzipiell. Aber: Die Deutschen Fußballliga DFL hat nun mal Ausnahmeregelungen etwa für den für den VfL Wolfsburg oder Bayer Leverkusen geschaffen und verletzt den Grundsatz: „Gleiches Recht für alle“. Auch findet er anerkennende Worte für RB Leipzig bzw. Red Bull, obwohl im klar ist, das er so auch keine Freunde gewinnt.

Vor dem Hintergrund fehlender Investorengelder wirft Martin Kind der DFL generell mangelnden Gestaltungswillen und fehlende Reformbereitschaft vor. Allerdings geht dieser Befund weit über den Fußball hinaus. Als Wirtschaftslenker zeigt sich Martin Kind zudem sehr besorgt über die aktuelle Situation in Deutschland insgesamt und zeigt auf, in welche Richtung die Politik seiner Meinung nach jetzt steuern muss.

Der Mensch Martin Kind

Groß geworden ist er im Nachkriegsdeutschland, in dem die Generation seiner Eltern Deutschland wieder aufgebaut hat: „Die haben nicht gelabert, die haben nicht diskutiert, die haben gearbeitet. Die haben gemacht.“ Vor dieser Leistung empfindet er tiefen Respekt, und diese Erfahrungen waren offenbar prägend. Ob nun als Unternehmer, Fußballfunktionär oder auch im privaten Umfeld - Martin Kind scheint es immer darum zu gehen, etwas aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Im Gespräch kommen die beiden auf verschiedene Themen: Warum Martin Kind auch als Feindbild im Fadenkreuz stabil schläft, wieso seine Freundschaft zu Ex-Kanzler Gerhard Schröder weiter Bestand hat, wie er seinen Nachlass geregelt hat oder wieso er 104 Jahre alt werden will.

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